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Claus Weselsky steht vor einer Menschenmenge
Legende: Claus Weselsky Seit 2008 sitzt er der Lokführergewerkschaft GDL vor. 1992 sass er das letzte Mal selbst in der Führerkabine. Reuters

International Wer ist der Mann, der Deutschland sechs Tage lahm legt?

Claus Weselsky ist Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GDL. Diese bestreikt gerade zum achten Mal die Deutsche Bahn. Als deren Verhandlungsführer wird Weselsky deshalb zum «meistgehassten Mann Deutschlands» erklärt. Zu Recht?

Sein ohnehin unbeliebter sächsischer Dialekt macht Claus Weselsky das Leben nicht einfacher. Am Montag trat er vor die Medien und erklärte, dass seine Lokführergewerkschaft GDL zum achten Mal in dieser Verhandlung in den Streik tritt.

Von Seiten der Medien wird er deshalb wahlweise in die DDR-Ecke gestellt, mit Syriens Diktator Assad verglichen oder zum «meistgehassten Mann Deutschlands» erklärt. Der Rückhalt bei den Mitgliedern der GDL ist allerdings ungebrochen.

In der DDR aufgewachsen, aber nicht Parteimitglied

Der 56-jährige Weselsky wuchs in der DDR im Bezirk Dresden auf. Als Sohn einer Arbeiter- und Bauernfamilie begann er eine Ausbildung zum Dieselmotorenschlosser und wurde daraufhin zum Lokführer ausgewählt. Auf dem Beruf arbeitete er bis 1992.

Die Streikforderungen

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Die Lokführergewerkschaft GDL fordert von der Deutschen Bahn fünf Prozent mehr Lohn und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Die Bahn hatte angeboten, die Löhne in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent zu erhöhen. Zweiter Streitpunkt: Die Bahn möchte für sogenannte Rangierlokführer niedrigere Löhne durchsetzen. Die GDL wehrt sich dagegen.

Weselsky beobachtete, wie die Karriere von einigen Leuten um ihm herum schneller voran ging als seine. Trotzdem oder gerade deswegen weigerte er sich, in die Einheitspartei SED einzutreten. Er wollte nicht Teil dieses Systems sein. Nach dem Mauerfall 1990 trat er in die neu gegründete GDL ein.

Der Vorwurf: Machtmensch

Wenn nun Weselsky den längsten Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn AG ausruft, wird ihm eines wieder vorgeworfen: Er handle aus Eigeninteresse. Verhandelt werden nämlich nicht nur der Lohn die Arbeitszeit, sondern auch die Frage, für wen die GDL überhaupt solche Verhandlungen führen darf.

Die GDL ist die kleinere von zwei Gewerkschaften im Bahnwesen. Sie vertritt ungefähr 20'000 von insgesamt 196'000 Bahnangestellten, aber 80 Prozent aller Lokführer. Ebenfalls Mitglied: 30 Prozent der Zugbegleiter. Für diese möchte die GDL ebenfalls Lohnverhandlungen führen können.

Nein zum Streikabbruch

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Die GDL hat das Angebot der Bahn für eine Vermittlung am Donnerstag abgelehnt. Weselsky sagte dazu, es werde kein solches Verfahren geben, solange der Konzern seine Bedingung aufrechterhalte, dass es am Ende inhaltsgleiche Ergebnisse mit der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gibt.

Die Deutsche Bahn hingegen möchte nur mit einem Sozialpartner verhandeln – mit dem grössten. Und das ist die Konkurrenzgewerkschaft EVG. Genau in dem Punkt ist Weselsky aber unnachgiebig. Er pocht auf das Verfassungsrecht, wonach eine Gewerkschaft für alle ihre Mitglieder Verhandlungen führen darf.

Wie ein «Panzer» im Auftritt

Sieht man Weselsky im Fernsehen, sieht man einen Mann mit streng gestutztem Schnauz, wenig Mimik und Gestik. Sein strenges Auftreten, seine teils ungehobelte Art und die undankbare Aufgabe des Streikführers haben dafür gesorgt, dass er ins mediale Kreuzfeuer gerät.

Medien veröffentlichten seine Telefonnummer, Bilder von seinem Zuhause, inklusive Adresse. Für seine Familie organisierte Weselsky daraufhin den Personenschutz. Für sich selbst aber nicht.

So eine Kampagne gehe an niemandem spurlos vorbei, äusserte sich Weselsky gegenüber der «Zeit». Die «FAZ» beschrieb ihn in einem Portrait als «sensiblen Menschen» mit einem «starken Sinn für Gerechtigkeit».

Infografik

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Sehen Sie in der Grafik in welchem Land am meisten gestreikt wird und was das im Schnitt pro Arbeitnehmer bedeutet.

«Ich stehe das durch»

Über sich selber sagte er einst, es fehle ihm manchmal an rhetorischen Fähigkeiten. Er könne sich nicht so klar ausdrücken, wie er das gerne würde. Das ärgere ihn.

Seit den Streiks von letztem Jahr habe er deshalb einen Medienberater eingestellt.

Den Ärger der Nation zieht er trotzdem wieder auf sich. Weselskys Kommentar dazu: «Ich steh das durch».

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