Seit drei Jahren führt Marine Le Pen die Geschicke der rechtsextremen Partei Front National. Le Pen übernahm im Januar 2011 die Parteileitung von ihrem Vater, dem Parteigründer Jean-Marie Le Pen. Seither bemüht sie sich – im Gegensatz zu ihrem Vater – moderater aufzutreten.
Die 45-Jährige will der Partei mit derzeit rund 75‘000 Mitgliedern ein bürgerliches Image verpassen – jenseits von Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus. Dabei setzt sie auf populistische Themen wie Rente mit 60, mehr Sicherheit oder klarere Unterscheidung von EU und Nato.
Doch die Abgrenzung von der Fremdenfeindlichkeit gelingt der Rechtsanwältin nicht immer. So wurde ihr denn auch im Juli letzten Jahres die Immunität im Europaparlament aufgehoben.
Ein Vater mit Vorgeschichte
Dies nachdem Le Pen bei einem Auftritt im Dezember 2010 vor Parteianhängern öffentliche Gebete von Muslimen verurteilt hatte. Sie verglich diese mit der Besatzung Frankreichs durch Nazi-Deutschland. «Sicher geschieht dies ohne Panzer und ohne Soldaten, aber trotzdem ist es eine Besatzung, und betroffen sind die Einwohner», sagte Le Pen. Die Rede löste in Frankreich grosse Empörung aus.
Auch Marine Le Pens Vater sorgte bereits für ähnliche Schlagzeilen, indem er die Gaskammern der Nazis als «Detail der Geschichte» verharmloste oder die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg als «nicht besonders unmenschlich» bezeichnete. In den 1990er Jahren wurde dem Parteigründer die Immunität dreimal entzogen.
Bei der Präsidentenwahl 2012 erzielte die dreifache Mutter in der ersten Runde mit fast 18 Prozent das beste Ergebnis der Parteigeschichte. Seither ist Marine Le Pen in Frankreich eine ernstzunehmende Politgrösse und erhält weit bis in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft Zuspruch.