Video-Überwachung in der Öffentlichkeit, Detailhändler, Medien-Unternehmen oder Geheimdienste: Sie alle sammeln Daten. Kaum ein Bereich des Lebens bleibt ausgeklammert. Diese Sammelwut stösst in der Bevölkerung kaum auf Widerstand. Die Menschen reagieren geradezu gelassen darauf.
Der Soziologe Nils Zurawski vom soziologischen Institut der Universität Hamburg erklärt diese Sorglosigkeit: «Erstens wissen viele Menschen gar nicht, was über sie gesammelt wird.» Wenn sie etwas einkaufen, denken sie ans Einkaufen, nicht daran, dass ihre Daten gespeichert bleiben. Für viele Menschen hänge es schlicht nicht zusammen.
«Zweitens ist diese Gelassenheit auch eine Art Abwehrreaktion: ‹Ich verstehe das sowieso nicht.›» Dieses Gefühl erzeuge bei den Menschen eine Art Ohnmacht. Die globale Speicherung von Daten erscheine als viel zu gross, als dass man sich dagegen wehren könnte.
Datenverwendung ist das Problem
«Die digitale Gesellschaft ist nun mal auf Informationen aufgebaut.», sagt Zurawski. Problematisch werde es erst, wenn unser generelles Leben in diese Speicherungen verhackt werde. Wenn daraus, wann, wo und mit wem wir beispielsweise telefoniert haben, Schlüsse gezogen werden. «Wenn daraus geschlossen wird, wer wir eventuell sein könnten und wie man uns bestimmte Dinge verkaufen kann, oder wie man uns steuern kann, sei es politisch oder sozial.» In der Weiterverwendung sieht der Soziologe das eigentliche Problem.
Medienkompetenz stärken
Um gegen den von dem Experten als «Blauäugigkeit» bezeichneten freien Umgang mit Daten entgegenzuwirken, empfiehlt er, die Medienkompetenz zu fördern. «Es ist absurd zu denken, dass Daten nicht weiter gesammelt werden. Wir müssen nur wissen, wie wir damit umgehen.» Vor allem junge Leute müssten in der Lage sein, eine eigene Risikoeinschätzung vornehmen zu können.