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International «Wir haben Krieg, ich möchte nicht gegen die Russen spielen»

Manche ukrainische Nationalspieler unterstützen ihre Kämpfer aktiv an der Front. Gegenüber der «Rundschau» sagen sie deutlich, wie sie zu Russland als möglichen EM-Gegner stehen. Von «Problemen und Schlägereien» auf dem Spielfeld ist die Rede.

In einer Woche beginnt die Fussball EM. Mit der Ukraine ist auch ein Land dabei, das nicht nur eine tiefe Wirtschaftskrise durchmacht, sondern im äussersten Osten des Landes einen Krieg führt: gegen abtrünnige Separatisten und gegen die russische Armee. Ein Krieg, der offiziell ATO genannt wird – eine Anti-Terror-Operation.

Die Nationalmannschaft steht denn auch besonders unter Druck, denn der Fussball wird offiziell als zentraler Teil des neuen ukrainischen Nationalgefühls gefeiert, das seit der Maidan-Revolution vor zwei Jahren am Entstehen ist.

Spieler an der Front

Spieler wie Artjom Fedezkij und Roman Sosulja unterstützen die Kämpfer an der Front aktiv. Mit Besuchen bei den Truppen und regelmässigen Lieferungen von Medikamenten, Fahrzeugen und anderem Material.

«Ich spüre, dass für die Soldaten die Gespräche mit uns sehr wichtig sind. Sie sollen wissen, dass wir sie nicht vergessen und mit ihnen sind», sagt Verteidiger Fedezkij. Auch als Fussballspieler nehme er aus den Gesprächen viel Energie: «Das spornt zu Höchstleistungen an».

Und für den Stürmer Roman Sosulja ist klar, dass er an der EM in Frankreich nicht gegen Russland spielen möchte. «Wir haben doch Krieg mit Russland. Darum möchte ich nicht gegen die russische Nationalmannschaft spielen und russischen Fans Vergnügen bereiten.»

Aufeinandertreffen wäre möglich

Frühestens wenn die Achtelfinale ausgelost werden könnte es zur Paarung kommen. Dazu müssten die Russen in der Gruppe B Erste werden und die Ukraine in der Gruppe C Dritte. Umgekehrt währen die Voraussetzungen auch gegeben: wenn die Ukrainer Gruppenerste werden, und die Russen dritte.

Letzteres ist unwahrscheinlich, da die Ukraine die Gruppe C mit den Gegnern Deutschland, Polen und Nordirland kaum gewinnen wird. Derweil ist es nicht ganz unrealistisch, dass sich Russland in der Gruppe B vor England, Wales und der Slowakei an die Spitze setzt, während die Ukrainer Dritte werden: Dann könnte es am 25. Juni in Paris theoretisch zum heiklen Aufeinandertreffen kommen.

«Sollte es soweit kommen, dann wird es Probleme und Schlägereien geben. Auch auf dem Feld», sagt Stürmer Sosulja und fügt an: «Die UEFA hat gut daran getan, uns in verschiedene Gruppen einzuteilen.»

Nationalspieler die selber aus dem abtrünnigen Donbas-Gebiet stammen, wie zum Beispiel Torhüter Andrej Pjatow, sind zurückhaltender. Auch sie würden die Ukraine unterstützen sagt Pjatow gegenüber der Rundschau, aber dass in seiner Heimatregion Menschen sterben, das sei nicht richtig.

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