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International «Wir wollen durch»: Migranten-Sitzstreik an Grenze zu Frankreich

Rund 100 Flüchtlinge haben im italienischen Ventimiglia, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich, einen Sitzstreik abgehalten. Sie protestieren dagegen, dass Frankreich sie an der Einreise hindert.

Im italienischen Ventimiglia, nur einige Dutzend Meter von der Grenze zu Frankreich entfernt, haben Flüchtlinge aus Afrika einen Sitzstreik abgehalten. Mit Transparenten mit der Aufschrift «Wir wollen durch» oder «Wir brauchen Freiheit» protestieren sie dagegen, dass sie an der Weiterreise nach Frankreich gehindert werden.

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Acht französische Polizisten sperren derweil die Strasse beim Grenzübergang ab. Nach Angaben des Roten Kreuzes, welches vor Ort präsent ist, verbrachten die Flüchtlinge bereits die zweite Nacht in Folge an dem Grenzübergang. Die französischen Polizisten gaben an, sie hätten Anweisungen, die Migranten nicht durchzulassen.

200 Euro für Autofahrt über die Grenze

Viele Flüchtlinge versuchten, die Polizeikontrollen zu umgehen und mit dem Zug Frankreich zu erreichen, berichteten Medien in Italien. Allein am Freitag seien 240 von ihnen von der französischen Polizei angehalten und abgeschoben worden. In der ganzen Woche waren es 1439, berichtete der Präfekt von Nizza, Adolphe Colrat.

Oft würden Migranten versuchen, auch zu Fuss die Grenze zu überqueren, schrieben italienische Medien. Dutzende Afrikaner übernachten am Strand oder auf dem Bahnhof Ventimiglias in der Hoffnung, jemanden zu finden, der sie mit dem Auto nach Frankreich mitnehme. Dafür seien sie bereit, über 200 Euro zu zahlen.

Ligurien will mehr Druck auf Frankreich

«Wir haben die Pflicht, dass die in der EU geltenden Regeln angewendet werden. Illegale Migranten müssen im Land bleiben, in dem sie eingetroffen sind, in diesem Fall Italien», berichtete Colrat.

Die ligurischen Behörden riefen die Regierung in Rom auf, Druck auf Frankreich auszuüben. «Die Franzosen können nicht so tun, als wären sie von der Flüchtlingsfrage nicht betroffen», sagten lokale Politiker.

Der neue Präsident der Region Ligurien, der rechstkonservative Giovanni Toti, zeigte sich wegen möglichen negativen Auswirkungen der Flüchtlingswelle auf den Tourismus in der Gegend besorgt.

Der italienische Regierungschef Matteo Renzi sagte, Italien bemühe sich, im Einklang mit der EU Lösungen für die Flüchtlingsproblematik zu finden. Populistische Propaganda würde nicht helfen, konstruktiv mit dem grossen Flüchtlingsstrom aus Nordafrika umzugehen.

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