Erst im Mai erklärten die katarischen Behörden, die Reformen im Arbeitsrecht dauerten zwar länger als geplant, würden aber umgesetzt. Arbeitsminister Abdallah Ben Saleh erklärte, er sei sich «zu 90 Prozent» sicher, dass das Patronatssystem namens Kafala bis Ende des Jahres ersetzt werde.
Verbesserungen bei der Unterbringung der Gastarbeiter würden bis Mitte August in Kraft treten. Getan hat sich laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International im Land der Fussball-WM 2022 bisher jedoch kaum etwas.
Die Gastarbeiter aus zumeist südasiatischen Ländern seien weitgehend rechtlos, heisst es in einem Bericht, den die Organisation heute veröffentlichte. «Hoffnungen auf echte Fortschritte schwinden dahin», schreibt die Organisation. Die Zusagen des Emirats seien offenbar schlicht eine PR-Aktion gewesen.
«Katar verspricht wenig und tut noch weniger»
In dem Bericht mit dem Titel «Wenig versprechen, noch weniger tun» nennt Amnesty neun Bereiche, in denen Reformen nötig seien. Nur in fünf davon seien «begrenzte Fortschritte» gemacht worden. Die Einführung eines elektronischen Systems zur Auszahlung der Löhne sei bislang die wichtigste Reform, aber auch sie verlaufe schleppend.
Die zugesagte Ernennung von 300 Arbeitsinspektoren sei nicht erfolgt. Auch bezüglich der Einschränkungen für einen Wechsel des Arbeitgebers seien bisher kaum Reformen eingeleitet. Ausserdem seien voriges Jahr allein aus Indien und Nepal Jahr 441 Wanderarbeiter in Katar gestorben.
Auch Fifa-Sponsoren verlangen mehr Druck auf Katar
Als Reaktion auf den Bericht versprach der Fussball-Weltverband Fifa weitere Anstrengungen für eine Verbesserung der Lage. Man dränge bei den katarischen Behörden weiterhin auf Reformen, heisst es in einer Mitteilung. «Letztlich können nachhaltige Veränderungen im ganzen Land jedoch nur durch gemeinsame Anstrengungen aller beteiligten Anspruchsgruppen erreicht werden, einschliesslich internationaler Unternehmen und Regierungen», schreibt der Fussball-Weltverband.
Die Fifa wies daraufhin, dass die monierten Zustände nicht auf WM-Baustellen vorzufinden seien. Die WM 2022 könne sogar als «Katalysator für bedeutende Veränderungen» dienen.
Bereits am Mittwoch hatten die grossen Fifa-Sponsoren Coca-Cola und Visa den Fussball-Weltverband aufgefordert, sich entschiedener gegen Menschenrechtsverstösse in Katar einzusetzen. «Wir erwarten von der FIFA, dass sie diese Probleme weiterhin ernst nimmt und auf weitere Fortschritte hinarbeitet», teilte der US-Getränkekonzern am Mittwoch mit. «Wir sind weiterhin besorgt über die Berichte aus Katar», hiess es auch vom Kreditkarten-Unternehmen Visa.
Katar weist die Vorwürfe zurück
Das Ministerium für Arbeit und Soziales in Katar wies die Vorwürfe von Amnesty International grundsätzlich zurück. Es habe wesentliche Veränderungen gegeben, um die Rechte und Bedingungen der aus dem Ausland tätigen Arbeitnehmer zu verbessern.