Die Zahl der im und auf dem Meer lebenden Populationen von Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Fischen ist seit 1970 um die Hälfte gesunken. Gründe seien Überfischung, Umweltverschmutzung und Klimaveränderung, erklärte die Umweltschutzorganisation WWF in einem Bericht.
Jede vierte Hai- und Rochenart sei vom Aussterben bedroht. Der Report «Living Blue Planet» basiert auf 5829 untersuchten marinen Populationen von 1234 Tierarten. Dem Bericht zufolge gibt es auch immer weniger Korallenriffe, Mangroven und Seegräser, die wiederum für Meerestiere wichtig sind.
Zu viel Fisch auf dem Speisplan
Ursprung dieser Tendenzen sei der Mensch. Vor allem wuchs der Appetit des Menschen auf Fisch unaufhörlich, so dass Fischpopulationen stark dezimiert wurden, teilweise sank ihre Zahl in rund 40 Jahren um 74 Prozent, wie beispielsweise die Population von Makrelen oder Thunfischen. Mit einem jährlichen Handelsvolumen von 144 Milliarden Dollar sei Fisch eines der am intensivsten gehandelten Güter.
Dies habe «schlimme Folgen» für die gesamte Menschheit, warnt WWF-Chef Marco Lambertini. Schliesslich würden gerade die ärmsten Gemeinschaften, die vom Meer abhingen, «am schnellsten und härtesten» getroffen.
Es gibt vielleicht noch Hoffnung
Viele Fischbestände erholen sich Experten zufolge von einer Überfischung allerdings besser als erwartet, sofern die Ausbeutung nicht zu lange dauert. Zu diesem Ergebnis kam vor einigen Jahren ein Team um Philipp Neubauer von der Rutgers Universität im US-Bundesstaat New Jersey.
In der Fachzeitschrift «Science» berichteten die Forscher, dass die Mehrheit der 153 untersuchten Fischarten und wirbellosen Tiere eine moderate Überfischung verkrafte und sich innerhalb von zehn Jahren davon erholen könne. Voraussetzung sei aber, dass der Bestand noch nicht komplett zusammengebrochen sei und der Druck durch die Fischerei schnell gesenkt werde.