In Madrid sind zehntausende Anhänger der spanischen Linkspartei Podemos gegen die Sparpolitik der Regierung auf die Strasse gegangen. Demonstranten beim «Marsch für Veränderung» trugen Transparente mit Slogans wie «Allgemeines Grundeinkommen» und «Ticktack, Ticktack, die Stunde der Veränderung ist da».
«Die Zeit der Wende ist gekommen, das ist Demokratie», sagte Parteiführer Pablo Iglesias auf dem überfüllten Platz Puerta del Sol im Zentrum der Hauptstadt.
Unter dem Jubel seiner Anhänger warf der 36-jährige Politologieprofessor der konservativen Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy vor, mit der Sparpolitik «Elend» zu schaffen. Das sei «Betrug am Volk». Teilnehmer skandierten Parolen wie «Das vereinte Volk wird niemals besiegt werden!» oder «Ja, wir schaffen es!»
Laut Podemos wurden 260 Busse gemietet, um die Anhänger aus dem ganzen Land nach Madrid zu bringen. Hunderte Einwohner meldeten sich, um Demonstranten für die Nacht zu beherbergen.
Podemos will es griechischer Syriza gleich tun
Die erst vor einem Jahr gegründete linkspopulistische Partei Podemos («Wir können») will bei den Parlamentswahlen im November den gleichen Erfolg wie Syriza in Griechenland erreichen und an die Regierungsmacht kommen. Podemos-Führer Pablo Iglesias unterstützte denn auch während des Wahlkampfs in Griechenland den Vorsitzenden der Schwesterpartei Syriza, Alexis Tsipras.
Podemos war im Januar 2014 aus dem Protest der «Indignados» (Empörten) hervorgegangen und hat sich erst Mitte November formell als Partei gegründet.
Politische Macht in Griffnähe
Ebenso wie Syriza in Griechenland lehnt Podemos die Spar- und Reformpolitik in Spanien strikt ab, zu der sich die Regierungen in Madrid und Athen verpflichtet haben, um Gelder der internationalen Kreditgeber zu erhalten. Bei der Europawahl im Mai stimmten bereits 1,2 Millionen Spanier (acht Prozent) für Podemos, die fünf Mandate im Europäischen Parlament eroberte.
Inzwischen liegt Podemos in einigen Umfragen für die spanischen Parlamentswahl im November vor der regierenden konservativen Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy und vor der oppositionellen Sozialistischen Partei (PSOE) in Führung.
Rajoy warnte die Spanier eindringlich davor, «russisches Roulette» zu spielen, indem sie für Podemos stimmten, das ihnen «die Sterne vom Himmel verspricht», seine Versprechen aber nicht halten könne.
Dauerproblem Arbeitslosigkeit
Zwar hat Spanien die Rezession überwunden und die Wirtschaft ist laut vorläufigen Daten vom Freitag im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent gewachsen, doch ist noch immer fast jeder Vierte arbeitslos.
Besonders unter der Jugend hat die Arbeitslosigkeit dramatische Ausmasse. Die Löhne sind während der jahrelangen Krise zurückgegangen, während die Zahl der Angestellten mit gering bezahlten befristeten Verträgen stark gestiegen ist.