Im sogenannten «Vatileaks 2»-Prozess sind zwei der insgesamt fünf Angeklagten zu mehrmonatigen Strafen verurteilt worden. Den Angeklagten war vorgeworfen worden, geheime Dokumente des Vatikans veröffentlicht zu haben.
Verurteilt wurde die Public-Relations-Spezialistin Francesca Immacolata Chaouqui. Sie bekam eine zehnmonatige Haftstrafe, die während fünf Jahren auf Bewährung ausgesetzt wurde. Auch der spanische Priester Lucio Vallejo Balda erhielt eine Haftstrafe von 18 Monaten. Sein Mitarbeiter Nicola Maio wurde freigesprochen.
Die beiden Verurteilten Chaouqui und Balda hatten zwei ebenfalls angeklagten Journalisten Dokumente über Geldverschwendung im Vatikan zugespielt. Die Journalisten entgingen einer Verurteilung, weil sich das Tribunale dello Stato della Città del Vaticano , der (weltliche) Gerichtshof des Vatikanstaates, für nicht zuständig erklärte.
Die zwei Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi hatten auf Grundlage der erhaltenen Informationen im November Bücher veröffentlicht, in denen sie dem Vatikan masslose Geldverschwendung vorwarfen. Sie stützen sich dabei auf Dokumente aus der Kurie, die ihnen von den anderen Angeklagten zugespielt wurden. Laut dem Vatikanstaat betreffen die Unterlagen «fundamentale Interessen des Heiligen Stuhls und des Staates».
Seit seinem Amtsantritt versucht Papst Franziskus, Licht ins Dunkel der Finanzen des Vatikans zu bringen und propagiert eine «Kirche der Armen». Wegen des Prozesses steht der Vatikan in der Kritik, europäische Normen zum Schutz der Pressefreiheit zu missachten. Der Journalist Emiliano Fittipaldi schrieb auf Twitter, «Dies ist nicht ein Prozess gegen uns, sondern gegen die Pressefreiheit.»
Die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente hatte den Vatikan schon zu Zeiten von Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) unter Druck gebracht. Im ersten «Vatileaks»-Skandal 2012 wurde der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele wegen Diebstahls geheimer Dokumente zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt. Ratzinger begnadigte ihn kurz darauf.
Im Vatikanstaat bestehen seit 1987 vier unabhängige weltliche Gerichte. Sie fällen Urteile im Namen des Papstes, der das Staatsoberhaupt des Vatikanstaates repräsentiert.