Ein Linksextremist hat in der US-Botschaft in Ankara nach Behördenangaben einen türkischen Wachposten und sich selbst getötet.
Der türkische Innenminister Muammer Güler bestätigte, dass der Angreifer einer linksradikalen Gruppe angehört habe. Vermutlich handle es sich um eine Organisation, die als extrem anti-amerikanisch gilt. Bestätigt ist die Meldung bislang aber noch nicht.
Allerdings wurden in der Türkei in der Vergangenheit auch zahlreiche Anschläge von rechtsradikalen Gruppen, Islamisten oder der verbotenen Kurdische Arbeiterpartei PKK verübt.
Gewaltige Explosion
Der Attentäter drang den Angaben zufolge über einen Seiteneingang in das Gebäude ein. Dort zündete er seinen Sprengsatz. Die Eingangspforte wurde aus den Angeln gerissen, Mauerwerk flog durch die Luft. Mit Gewehren bewaffnete Polizisten riegelten das Gebiet ab. Der Inhaber eines etwa 100 Meter entfernten Reisebüros sagte, die Explosion sei gewaltig gewesen.
US-Botschafter Francis Ricciardone kam nicht zu Schaden. Mehrere türkische und amerikanische Botschaftsangestellte wurden nach Angaben des US-Aussenministeriums verletzt, konnten aber noch vor Ort behandelt werden. Schwer verletzt wurde dagegen die prominente Journalistin Didem Tuncay, die sich in der Botschaft mit Ricciardone treffen wollte. Tuncay wurde in ein Spital gebracht.
Erdogan ruft zu weltweitem Kampf gegen Terror auf
«Dieses Ereignis zeigt, dass wir gemeinsam überall in der Welt gegen diese terroristischen Elemente kämpfen müssen», sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Medienberichten zufolge war der Attentäter Mitglied der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C). Der Mann soll in den 90er Jahren auch an Angriffen auf eine Polizeiwache und auf eine Militärakademie beteiligt gewesen sein.
Die DHKP-C wird von der EU, den USA und der Türkei als Terrororganisation eingestuft. Sie fordert einen sozialistischen Staat und gilt als entschieden anti-amerikanisch. Die DHKP-C kritisiert den Einfluss der US-Aussenpolitik in der Türkei.
Abwehrraketen in Stellung
Die Regierungen in Ankara und Washington arbeiten ungeachtet einiger Spannungen seit Jahren intensiv zusammen. US-Präsident Barack Obama wählte die Türkei als erstes muslimisches Land für einen Besuch zu Beginn seiner ersten Amtszeit aus.
Die Türkei ist einer der Staaten, die sich deutlich für ein internationales Eingreifen in Syrien ausgesprochen haben. Tausende syrische Flüchtlinge harren in der Türkei aus, die bereits mehrfach von syrischem Gebiet aus beschossen wurde. Die USA, Deutschland und die Niederlande haben zum Schutz ihres Nato-Partners an der Grenze zu Syrien Abwehrraketen in Stellung gebracht.
US-Soldaten sind aber nicht nur wegen des Patriot-Einsatzes im Land. Sie betreiben auch ein Nato-Radarsystem im Osten der Türkei. Dieses dient unter anderem zum Schutz gegen eine mögliche Bedrohung durch den Iran.