Das Wichtigste in Kürze
- Der US-Technologiekonzern Apple hat alle VPN-Programme aus seinem Store in China gelöscht und gibt damit der chinesischen Zensurbehörde nach.
- Über diese VPN-Tunnels war bisher der Zugriff auf westliche Zeitungen oder Internetseiten möglich. Das wird nun für Internetnutzer in China deutlich schwieriger oder gar unmöglich.
- Die Hauptgründe für den Kniefall: Alle iPhones werden in China produziert. China ist zudem nach den USA der wichtigste Markt des iPhone-Anbieters.
Offiziell heisst es, die speziellen Software-Produkte würden aus dem chinesischen Apple-Store entfernt, weil es das chinesische Gesetz so vorschreibe. Das ruft viele Apple-Kritiker auf dem Plan, die sich vom mächtigen Konzern ein bisschen mehr Rückgrat gegenüber dem Regime in Peking erwartet hätten.
Markt vor Meinungsäusserungsfreiheit
Klar ist allerdings, dass Apple von China sehr abhängig ist, wie ARD-Journalist Steffen Wurzel in Schanghai gegenüber SRF News erklärt: Erstens verkauft Apple auf dem chinesischen Markt sehr viele iPhones. Zweitens wird jedes weltweit verkaufte iPhone in China produziert.
Die Abhängigkeit von China ist sehr gross. Apple will es sich mit der dortigen Führung nicht verscherzen.
Vom jüngsten Zensurangriff des Regimes sind alle Nutzer eines iPhones oder iPads in China betroffen, die sich ehemals beim chinesischen Apple-Store angemeldet hatten. Sie können die VPN-Apps nicht mehr benutzen, mit denen die Zensur bisher relativ einfach umgangen werden konnte. Es wird für sie also schwieriger, die grosse Firewall Chinas auszutricksen.
Alle Apple-Nutzer, die im Ausland bei einem Apple-Store registriert sind, sind zunächst nicht betroffen. Das gilt also für Touristen und die meisten ausländischen Geschäftsleute. Sie können sich die Spezialsoftware einrichten, bevor sie nach China kommen.
Machterhalt um jeden Preis
Die Frage ist allerdings, wie lange noch. Denn Peking machte bereits deutlich, dass es keine Schleichwege mehr dulden will. Solche Schleichwege wird es laut Wurzel zwar auch in Zukunft noch geben. Doch es werde technisch immer aufwendiger und teurer, die Zensur zu umgehen.
Vom neusten Angriff auf die Meinungsäusserungsfreiheit verspricht sich Peking kurzfristig, dass niemand kritisch über den bevorstehenden Parteitag berichten kann. Mittel- und langfristig geht es dem Staatschef und der Parteiführung um Machterhalt. «In die Köpfe kann man nicht hineinschauen, aber man kann kontrollieren, was die Menschen lesen und klicken», bringt es Journalist Wurzel auf den Punkt.
Apple knickte bereits im Frühjahr ein
Auf Wunsch Pekings löschte Apple bereits Anfang Jahr die Nachrichten-App der «New York Times» aus seinem Angebot in China. Facebook und Twitter sperrte die chinesische Regierung schon vor Jahren. Blockiert werden neben Google-Diensten auch die Videoplattform YouTube sowie viele internationale Medien oder Webseiten, die Pekings Politik kritisieren oder Menschenrechtsthemen ansprechen.
Zuletzt wurde auch WhatsApp massiv gestört. Nutzer konnten zwar noch Text, aber keine Fotos mehr senden. Chinas eigene soziale Netzwerke werden streng überwacht. Kritische Artikel werden gelöscht, viele Suchbegriffe sind gesperrt.