Darum geht es: Auf dem afrikanischen Kontinent existieren mehrere islamistische Gruppierungen, die sich zum Ziel gesetzt haben, einen Staat zu übernehmen, «allen voran die Al-Shabab-Miliz in Somalia», sagt Samuel Burri, SRF-Afrika-Korrespondent. Nach der Entwicklung in Afghanistan hätten auch die afrikanischen Islamisten Auftrieb bekommen.
So ist die Lage in Somalia: «Somalia ist ein Staat, der nur dank dem Westen in dieser Form existiert», sagt Burri. Der Staat sei – vergleichbar mit Afghanistan – mit grossem Aufwand von aussen aufgebaut worden, er sei «aber nicht von innen organisch gewachsen». Die Armee wurde vom Westen ausgebildet und es sei eine teilweise korrupte Elite an der Macht, die sich in den Hochsicherheitszonen aufhalte. «Die Parallelen zwischen den zwei Ländern sind frappant.» Und: «Die ursprünglichen Anführer der Al-Shabab kämpften im afghanischen Dschihad in den 90er-Jahren gegen die Sowjets.»
So stark sind die Islamisten in Somalia: Der Abzug der internationalen Schutztruppe Amison wäre schon letztes Jahr geplant gewesen. Nun soll er Ende des laufenden Jahres durchgeführt werden. Gegen einen möglichen Durchmarsch der Islamisten in Somalia nach Abzug der internationalen Truppen spricht, dass die somalische Armee selbst erfolgreich gegen die Islamisten vorgeht und dass es autonome Regionen in Somalia gibt, «die sich sicher verteidigen werden». Was in Afghanistan passiert sei, sei eine Warnung für die Somalis.
Internationale Truppe in Somalia
Allerdings beherrscht Al-Shabab andererseits bereits einige Provinzen im Land und die Moral der Islamisten ist durch die Erfolge der Taliban massiv gestärkt worden. Auch die Zeit spiele den Islamisten in die Hände, so Burri: «Die Islamisten können einfach warten, bis der Westen seine Truppen abgezogen hat.»
Das ist die Situation in der Sahelzone: In der Sahelzone ist es unter anderem Frankreich, das die Staaten gegen die Islamisten unterstützt. «Der Kollaps des Staates in Mali konnte vor acht Jahren nur dank der Unterstützung französischer Truppen abgewendet werden», sagt der Korrespondent. Die Islamisten seien schon vor den Toren der Hauptstadt gestanden. Doch heute seien die Islamisten in der Sahelzone zersplittert, die einen stünden der Al-Kaida nahe, die anderen dem IS. Frankreich will seine Truppen bis Anfang des nächsten Jahres abziehen. Dafür soll eine gesamteuropäische Kraft installiert werden. «Ein totaler Abzug steht vorläufig nicht an.»
Auch Nigeria ist betroffen: In Nigeria ist die Terrormiliz Boko Haram aktiv. Der nigerianische Präsident Muhamadu Buhari hat kürzlich in einem Artikel geschrieben, es brauche mehr als militärische Unterstützung, um den Terror zu besiegen. «Er wünscht sich von den USA mehr wirtschaftliche Unterstützung, zum Beispiel Investitionen in die Infrastruktur» erklärt Burri. «Sein Rezept: Florierende Wirtschaft gegen Islamismus».
An der Macht sind korrupte Eliten: Das Hauptproblem bei allen erwähnten Staaten seien die korrupten Eliten, so Burri. «Die Elite bereichert sich, dem Volk bleiben die Brosamen.» Das ist ein idealer Nährboden für den Terrorismus. «Die Eliten sitzen durch die Unterstützung des Westens umso fester im Sattel – bis das ausländische Militär abzieht.»