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Israels Botschafterin in Bern beteiligte sich an Generalstreik
Aus Echo der Zeit vom 24.04.2023. Bild: KEYSTONE/Peter Schneider
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Israels Botschafterin in Bern Diplomatin Ifat Reshef – beim Generalstreik machte sie mit

Israels Botschafterin in Bern spricht von einer «faszinierenden und auch schmerzvollen Debatte» im eigenen Land.

Karrierediplomatin, seit 30 Jahren im Dienst ihres Landes. So stellt sich Ifat Reshef vor. Biografisches hält die 55-Jährige knapp: Aufgewachsen in der israelischen Küstenstadt Netanja, den obligatorischen Militärdienst gemacht, danach sofort Jus studiert. Ohne zuerst zu reisen, wie das viele Israelis nach ihrer mehrjährigen Armeezeit tun.

Ifat Reshev.
Legende: Die typisch israelische Rucksacktourismus-Erfahrung nach dem Militärdienst fehle ihr zwar, aber sie reise dafür dank ihres Jobs häufig, sagt Botschafterin Ifat Reshef. Diplomatin sei sie aus Liebe zu ihrem Land geworden und um den Friedensprozess im Nahen Osten voranzutreiben. SRF/Susanne Brunner

Für die Werte und Prinzipien ihres Landes einstehen, sei die Essenz ihrer Arbeit, erklärt die Diplomatin. Ihr Arbeitgeber ist die israelische Regierung. Ihre Loyalität zu dieser wurde jedoch kürzlich auf den Prüfstand gestellt: Als der grösste Gewerkschaftsdachverband ihrer Heimat zum Generalstreik aufrief, um gegen Premier Netanjahus umstrittene Justizreform zu protestieren, geriet Ifat Reshef in ein Dilemma.

Auf der einen Seite ihr eisernes Prinzip, dass persönliche politische Meinungen in der Botschaft nichts zu suchen haben. Auf der anderen Seite der ausserordentliche Streikaufruf der israelischen Diplomatengewerkschaft, den die Botschafterin sehr ernst nahm.

Mit dem Entscheid, dem Streikaufruf zu folgen, habe ich dem Botschaftspersonal mein eigenes Dilemma erspart.

Sie entschied sich, auf ihre Gewerkschaft zu hören – weil Israelis sehr stolz auf ihr Streikrecht seien. Mit dem Entscheid, dem Streikaufruf zu folgen, habe sie dem Botschaftspersonal ihr eigenes Dilemma erspart, so Ifat Reshef.

Ein Tag für die Solidarität

Kurz vor Büroschluss stellte das Personal die konsularischen Dienstleistungen ein – ohne politische Kommentare. Der Generalstreik in Israel war nach einem Tag schon vorbei. Premier Netanjahu legte die Justizreform temporär auf Eis. Kommentieren will die Botschafterin die Justizreform nicht.

«Aber wir leben in interessanten, vielleicht zu interessanten Zeiten», sagt Ifat Reshef zu den innenpolitischen Turbulenzen in Israel. Die israelische Gesellschaft führe gerade eine faszinierende, schwierige und auch schmerzvolle Debatte über die Art, wie sie den Staat gestalten wolle.

Die israelische Gesellschaft führt eine faszinierende, schwierige und auch schmerzvolle Debatte über die Art, wie wir unseren Staat gestalten wollen.

So diplomatisch, wie sie über die innenpolitische Krise in ihrem Land spricht, verläuft die Diskussion um die Justizreform in Israel nicht. Da betiteln sich Juden und Jüdinnen gegenseitig als «Faschisten» oder gar «Nazis».

«Lebendige Demokratie, die Einfluss nehmen kann»

Solche Begriffe seien ihr natürlich zuwider. Sie zeigten jedoch, wie leidenschaftlich Israelis über ihre Demokratie diskutierten und für ihre Ideen einstünden. Darauf sei sie stolz, denn es zeige, dass Israel eine lebendige Demokratie sei, und die Menschen Einfluss nehmen könnten auf die Politik ihrer Regierung.

Einfluss nehmen will auch Ifat Reshef: Ihr zentrales Anliegen ist der Friedensprozess im Nahen Osten. «Der Friedensprozess ist der Hauptgrund, weshalb ich Diplomatin werden wollte – und jetzt geht es mit Friedensabkommen schneller voran, als wir je zu träumen gewagt hätten», so die Diplomatin, die sich unter anderem in Kairo auf die Nahost-Politik spezialisiert hat.

Jetzt geht es mit Friedensabkommen schneller voran, als wir je zu träumen gewagt hätten.

Ifat Reshef verweist auf die arabischen und muslimischen Staaten, welche in jüngster Zeit ihre Beziehungen zu Israel normalisiert haben oder dies tun wollen: Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Sudan, Aserbaidschan und Turkmenistan zum Beispiel.

Die drängendste Frage

Nur mit den Palästinenserinnen und Palästinensern geht es nicht vorwärts mit dem Frieden. Das grösste Problem sei das fehlende Vertrauen zwischen Palästinensern und Israelis, sagt Ifat Reshef. Eine Lösung dafür hat sie nicht.

Das grösste Problem ist zurzeit das fehlende Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern.

Aber: Klimaprobleme, Wassermangel, junge Bevölkerungen, die Arbeit bräuchten – all dies zwinge die Region, zusammenzuarbeiten. Und sie hoffe natürlich, dass diese regionale Zusammenarbeit eines Tages auch mit den Palästinensern möglich sei. Dies sei ihr Ziel, wenn sie, wie sie sagt, «Tag und Nacht» für ihr Land arbeitet.

75 Jahre Israel – Jubiläum in schwierigen Zeiten

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Israel feiert diese Woche sein 75-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten werden jedoch von einer innenpolitischen Krise überschattet, wie sie Israel in dieser Heftigkeit noch nie erlebt hat. Premier Netanjahus umstrittene Justizreform treibt seit Monaten Hunderttausende auf die Strasse. Auch Institutionen wie die Armee sind vom politischen Zwist betroffen.

Echo der Zeit, 24.04.2023, 18:00 Uhr

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