Die italienischen Parteien sind im Wahlkampf-Endspurt. Einige Kandidaten touren nicht nur durch Italien, sondern quer durch ganz Europa. Denn die Stimmen der italienischen Wahlberechtigen sind begehrt. Bei den Wahlen vor sieben Jahren spielten sie sogar eine entscheidende Rolle.
18 Parlamentssitze sind für die im Ausland lebenden Italiener reserviert. Sieben davon für den Wahlkreis Europa, zu dem auch die Schweiz gehört. Dieser Wahlkreis umfasst alle italienischen Wähler von den Azoren bis Weissrussland.
Parlamentarier auf Europatournee
Die kleine Schweiz besitzt im Wahlkreis Europa ein grosses Gewicht. Bei den letzten Wahlen 2008 schafften vier Kandidaten aus der Schweiz den Sprung nach Rom. Drei sind davon noch übrig. Die Abgeordneten Gianni Farina und Franco Narducci sowie der Senator Claudio Micheloni sind alle Mitglieder des linken Partito Democratico (PD). Sie kämpfen um die Wiederwahl. In ganz Europa treten sie deshalb in den letzten Wochen auf Podien für Ausland-Italiener auf.
Der vierte im Bunde, Antonio Razzi, hat inzwischen die Fronten gewechselt. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen 2008 wurde er noch von der Partei Italia di Valori aus dem Mitte-links-Spektrum aufgestellt und gewählt. 2010 sah alles anders aus: Razzi sorgte damals für Schlagzeilen, weil er bei einem Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Berlusconi plötzlich die Seiten wechselte.
Razzi rettete Berlusconi so vor einer Niederlage. Dafür wurde ihm ein sicheres Mandat in einem italienischen Wahlkreis und die Tilgung der Hypothek seines Hauses angeboten. Razzi stellt sich nun für Berlusconis Partei in den Abruzzen zur Wiederwahl.
Linkes Italien in der Schweiz
In der Schweiz hätte er wahrscheinlich keine grossen Chancen mehr. Denn die Schweizer Wahlgemeinde sei auf jeden Fall etwas links der Mitte angesiedelt, sagt PD-Kandidat Franco Narducci zu SRF News Online. «Das hat historische Gründe: Viele italienische Einwanderer sind vor dem Faschismus geflüchtet. Oder sie wurden später als Arbeitskraft geholt und haben sich gewerkschaftlich organisiert.»
Dieses Jahr haben knapp 300‘000 in der Schweiz lebende Italiener ihre Wahlunterlagen nach Hause geschickt bekommen. Viele machen von ihrem Wahlrecht Gebrauch. «In den beiden vorangegangenen Wahlgängen (2006 und 2008) hatte die Schweiz eine der höchsten Wahlbeteiligungen aufzuweisen: Mehr als 40 Prozent der Wahlberechtigten stimmen hierzulande ab», erklärt Narducci.
Wer sich registriert, kann seine Stimme auch in Italien abgeben. Der italienische Staat zahlt seinen Bürgern sogar die Autobahngebühren für die Reise in die Heimat.
Ob der linke Kandidat Pier Luigi Bersani, Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi oder doch der bereits totgesagte Technokrat Mario Monti am Schluss obsiegt, ist noch offen.