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Juan Carlos hat genug vom Exil Der Skandal-König möchte zurück – und findet Gehör

Seit anderthalb Jahren lebt der spanische Ex-König Juan Carlos in Abu Dhabi im Exil. Mutmassliche Steuerhinterziehung, Korruption und Geldwäscherei machten den ehemals beliebten Monarchen in Spanien zur «Persona non grata». Jetzt würde der Altkönig gerne zurückkehren nach Spanien.

Namhafte Unterstützer

Politisch scheint der Weg bereit: Politiker von rechts bis links sprachen sich in den letzten Monaten für eine Rückkehr des Altkönigs aus. Der ehemalige konservative Ministerpräsident, Mariano Rajoy, inzwischen Autor, erntete grossen Applaus, als er bei einer Werbeveranstaltung für sein neues Buch erklärte, er verteidige die Monarchie und Juan Carlos.

Die Präsidentin der Region Madrid, Isabel Díaz Ayuso, ebenfalls eine Konservative, bezeichnete Juan Carlos als Helden der Transición und erinnerte damit an die Schlüsselrolle, die der Altkönig während des Übergangs zur Demokratie in Spanien vor über 40 Jahren spielte. Für Juan Carlos forderte Ayuso «mindestens so viel Grosszügigkeit, wie er sie Spanien stets gezeigt habe».

Leise Kritik von Premier Sánchez

Vergessen scheinen die über vier Millionen Euro Steuerschulden, die der Ex-König noch vor einem Jahr an den spanischen Fiskus nachzahlte. Vergessen, auch bei einigen Sozialisten: Der ehemalige Ministerpräsident Felipe González findet ebenfalls, der Ex-König solle zurückkehren. Einzig der amtierende Ministerpräsident, der Sozialist Pedro Sánchez, fordert, Juan Carlos solle endlich Stellung nehmen zu den Untersuchungen, die noch immer gegen ihn laufen.

Weitere Untersuchungen hängig

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Die Schweizer Justiz stellte ein Verfahren wegen Geldwäscherei gegen den Altkönig aufgrund mangelnder Beweise zwar kürzlich ein. Doch eine damit zusammenhängende Untersuchung in Grossbritannien läuft noch. Darin geht es um Millionenbeträge, die der Altkönig erst einer in Grossbritannien wohnhaften Geliebten geschenkt, und später wieder zurückverlangt haben soll. In Spanien hat die General-Staatsanwaltschaft erst kürzlich zwei noch hängige Untersuchungen rund um mutmassliche Bestechung, Korruption und unlautere Vergabe öffentlicher Aufträge um sechs Monate verlängert. Sollten sich die Vorwürfe bis Ablauf dieser Frist nicht erhärten, will die General-Staatsanwaltschaft die Untersuchungen allerdings einstellen.

Dass die Debatte über eine mögliche Rückkehr des Altkönigs gerade jetzt, anderthalb Jahre nach seinem Gang ins Exil wieder aufflammt, ist kein Zufall: Der Ex-König wird am 5. Januar 84 Jahre alt, möchte diesen Geburtstag mit seiner Familie in Spanien feiern und auch den Dreikönigstag. Denn anders als in der Schweiz bekommen in Spanien die Kinder erst am 6. Januar ihre Weihnachtsgeschenke – von den Heiligen Drei Königen aus dem Morgenland. Eine Rückkehr des Ex-Königs aus Abu Dhabi würde dazu schon fast biblisch passen.

Aus juristischer Sicht spricht nichts dagegen. Doch auf der Strasse sind die Meinungen längst gemacht, der Reputationsschaden für die Krone gross. Für König Felipe VI ist deshalb klar: Im Zarzuela-Palast, dem Wohnsitz der spanischen Königsfamilie, soll sein Vater nie mehr wohnen dürfen. Allerdings: Juan Carlos' Berater raten dem Altkönig ohnehin davon ab, seinen Wohnsitz je wieder ganz nach Spanien zu verlegen. Aus Steuergründen.

Teresa Delgado

Südamerika-Korrespondentin

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Teresa Delgado hat an der Universität Freiburg und in den USA Geschichte, Englisch und Spanisch studiert. Seit 2016 ist sie Redaktorin und Produzentin bei Radio SRF. 2021 und 2022 berichtete sie als Auslandredaktorin aus Spanien, Portugal und den USA. Seit 2023 ist sie Südamerika-Korrespondentin mit Sitz in Santiago de Chile.

Echo der Zeit, 03.01.2022, 18 Uhr

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