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Junge Demokratie Mongolei: Im Würgegriff von Russland und China?

Die Mongolei emanzipiert sich von ihren autoritären Nachbarn. Stromausfälle und Grenzschliessungen sind die Folge.

Als 2016 im wichtigsten buddhistischen Kloster der Mongolei Babys unter der Aufsicht von hohen Mönchen zu krabbeln begannen, sah China rot. Beim Ritual ging es darum, den höchsten buddhistischen Würdenträger für die Mongolei zu finden, der sich der Kontrolle Chinas entzieht.

Das Gandan-Kloster, etwa sechs stockwerke hoch.. das Dach ist reichlich buddhistisch verziert.
Legende: Das Gandan-Kloster befindet sich in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar. Es wurde im Jahr 1835 gegründet. SRF/Samuel Emch

In der Mongolei wird der tibetische Buddhismus praktiziert. Deshalb war auch der Dalai Lama zu Besuch und bestätigte, dass die Wiedergeburt des spirituellen Führers gefunden wurde.

Beziehungen Mongolei – China

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Über 90 Prozent der in der Mongolei abgebauten Rohstoffe werden nach China verkauft. Die Mongolei lebt von den Einnahmen aus der Kohle, Eisenerz, Kupfer und Gold. Gleichzeitig werden rund 40 Prozent der Nahrungsmittel über China eingeführt. Deutlich höher noch ist der Importanteil bei elektronischen und medizinischen Gütern, Autos und Kleidern. 

Aufgrund dieser Ereignisse schloss der südliche Nachbar und wichtigste Handelspartner China die Grenzen zur Mongolei. Denn alles, was mit dem Dalai Lama zu tun hat, ist für China politisch. Auch der tibetische Buddhismus soll sich der kommunistischen Partei Chinas unterordnen.

Erst als sich die Mongolei entschuldigte und versprach, den Dalai Lama nicht mehr einzuladen, öffnete der wichtigste Handelspartner die Grenzen wieder.

Unter Beobachtung von Putin und Xi

Der Buddhismus lebte mit dem Zusammenbruch der UDSSR in der Mongolei wieder auf. Unter dem Sowjetdiktat wurde er zuvor unterdrückt. Gleichzeitig setzte in den 1990er-Jahren eine Demokratisierung ein.

Der chinesische Staatsführer Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin bereuten diese Entwicklung, meint der ehemalige mongolische Diplomat Bayarkhuu Dashdorj. «Sie haben die Mongolei an die Demokratie verloren.»

Auch vom Nachbarn Russland ist die Mongolei abhängig. Wenn Russland die Energieversorgung drosselt, gehen in der Mongolei die Lichter aus.

Russische Druckversuche

Dashdorj erzählt von Druckversuchen aus China und Russland. Zum Beispiel als es um einen Staatsbesuch des mongolischen Premiers in den USA ging. Die Nachbarn rieten davon ab.

Der Premierminister ging trotzdem. In der Folge fiel in fünf Provinzen der Mongolei der Strom aus – wegen ausbleibenden Lieferungen aus Russland, sagt Ex-Diplomat Dashdorj.

Beziehungen Mongolei – Russland

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Die Mongolei war während 70 Jahren unter der Kontrolle der Sowjetunion. Noch heute ist das Land insbesondere bei der Energie abhängig von Russland. Über 90 Prozent des Diesels importiert die Mongolei von Russland. Beim Benzin sogar noch mehr und auch der Strom kommt zu rund einem Viertel aus russischen Kraftwerken.

Geopolitischer Balanceakt

Die junge Demokratie Mongolei möchte sich aus den Zwängen ihrer geografischen Lage befreien. Sie hält Ausschau nach politischen und wirtschaftlichen Partnern anderswo in der Welt und erzielt auf politischer Ebene viele Erfolge.

Der Regierungspalast am Abend von vorne. Leute spazieren vorne durch.
Legende: Das politische Machtzentrum der Mongolei liegt auf dem Sükhbaatar-Platz in Ulaanbaatar. Im 1951 erbauten Regierungspalast befinden sich neben dem Büro des Präsidenten unter anderem auch das Einkammerparlament, die sogenannte Grosse Staats-Chural SRF/Samuel Emch

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs besuchten in den letzten Jahren die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar. Aus Deutschland, Frankreich, Polen und auch der Schweiz kamen sie.  

Die Mongolei habe international eine Präsenz, die vollkommen ausser Proportion zur Wirtschaftskraft und Bevölkerungsgrösse stünde, meint Mongolei-Experte Julian Dierkes von der University of British Colombia.

Prekäre Entwicklung

Virtuos übe sich die Mongolei im Balanceakt von konstruktiven Beziehungen mit den Nachbarn und guten Kontakten mit Demokratien in Europa, Asien und Amerika, meint Dierkes.

Der Mongolei-Experte hat aber Bedenken. Die zunehmende Polarisierung zwischen dem Westen auf der einen Seite und China und Russland auf der anderen Seite machten den mongolischen Balanceakt immer schwieriger.  

Der ehemalige Diplomat Dashdorj hingegen meint: «Der Druck genügt nicht, um unsere demokratische Freiheit zu bedrohen. Noch nicht.»

International, 31.08.2024, 18 Uhr

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