Weltweit melden mehrere Forscher erste kleine Erfolge bei der Suche nach Antikörpern. Sie sollen dereinst als Mittel gegen eine Coronavirus-Erkrankung zum Einsatz kommen.
So berichten niederländische Forscher im Fachblatt «Nature Communications» , sie hätten einen menschlichen Antikörper hergestellt, der bei Zellversuchen das Coronavirus ausschalten könne. Der Antikörper habe das Potenzial, Covid-19 zu verhindern – oder zumindest zur Behandlung eingesetzt zu werden.
Es könnte sein, dass ein mittelmässiger Antikörper im Laborversuch ausreicht, im Körper aber zu schwache Wirkung zeigt.
Nur: Ob solche Antikörper dann auch im menschlichen Körper wie erhofft wirken, ist offen. «Ganz viele Wirkstoffe, die im Labor funktionieren, funktionieren im Menschen nicht – oder sie stellen sich aufgrund ihrer Nebenwirkungen sogar als schädlich heraus», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler.
Das wisse man aus früheren Erfahrungen und dies gelte auch für das Coronavirus. «Jeder Antikörper erkennt sein Ziel, das Virus, unterschiedlich gut. Es könnte zum Beispiel sein, dass ein mittelmässiger Antikörper im Laborversuch ausreicht, im Körper aber zu schwache Wirkung zeigt.»
Das Problem bei Sars-CoV-2 ist, dass das Virus neu für das Immunsystem ist. Es hat noch keine passenden Antikörper und ist bei der ersten Infektion ungeschützt. Und eine Impfung, die den Körper zur Bildung von Antikörpern anregen könnte, gibt es gegen das Coronavirus bekanntermassen noch nicht.
Unterschiedliche Methoden - unterschiedlicher Schutz
Ein anderer Weg ist die direkte Gabe von Antikörpern. Ein Ansatz ist, die Antikörper direkt aus dem Blut von Patienten zu gewinnen, die sich mit Sars-CoV-2 infiziert hatten. Ihr Immunsystem hat die schützenden Proteine bereits gebildet.
Allerdings bieten die beiden Methoden – die Impfung und die Gabe von Antikörpern – nicht den gleichen Schutz. «Bei der Impfung regt der Impfstoff den Körper an, eigene Antikörper zu bilden. Diese können später auch nachproduziert werden», erklärt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. «Der Mensch ist dann geschützt, meistens für mehrere Jahre, manchmal lebenslang. Teilweise braucht es dazu Auffrischimpfungen, etwa nach fünf oder zehn Jahren.»
Im Lauf der Zeit werden die gespritzten Antikörper abgebaut – der Schutz ist wieder weg.
Anders sieht es aus, wenn Antikörper gespritzt werden. «Sie vermitteln eine passive Immunität, die vielleicht einen bis drei Monate anhält», so Häusler. «Im Lauf der Zeit werden die gespritzten Antikörper abgebaut – der Schutz ist wieder weg.»
Ein weiter Weg bis zum Medikament
Antikörper können – wie oben erwähnt – künstlich hergestellt werden. Neben den Niederländern publizieren auch andere Gruppen Ergebnisse zu solchen Antikörpern, so etwa eine internationale Gruppe im Fachblatt «Cell» . Zudem meldeten Gruppen aus Israel und Deutschland kleinere Erfolge. So stellte ein Team um den Braunschweiger Virologen Luka Cicin-Sain nach eigenen Angaben Antikörper her, die das neuartige Coronavirus am Eindringen in Zellen hindern könnten.
Allerdings ist die Produktion von Antikörpern aufwändig und teuer. Und ist die Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 im Labor belegt, ist das nur ein erster Schritt. Bis zu einer Anwendung als Medikament sind dann noch viele weitere Schritte notwendig.