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Kandidat mit 77 Jahren Bernie Sanders will es nochmals wissen

Er wäre der älteste Präsident in der Geschichte der USA. Doch davon will sich Sanders nicht abhalten lassen.

Alles fühlt sich an wie damals vor drei Jahren: Ein vornehmlich junges Publikum strömt im New Yorker Stadtteil Brooklyn zusammen, um Bernie Sanders zu hören. Er will Donald Trump beerben, den er als gefährlichsten Präsidenten der US-Geschichte bezeichnet.

Alter als Hindernis?

Doch der Weg zum Präsidentenamt ist steinig. Da ist zunächst einmal das Alter: 79-jährig wäre Sanders bei seinem Amtsantritt. Er wäre der älteste US-Präsident. Von einem Fernsehjournalisten darauf angesprochen, berührt er die hölzerne Armlehne seines Sessels: «Ich klopfe auf Holz, aber zum Glück bin ich mit guter Gesundheit und Energie gesegnet.»

Die demokratische Partei hat sich seit Sanders’ letzter Kandidatur verändert. Bei den Kongresswahlen haben auffallend viele junge, multikulturelle Kandidatinnen und Kandidaten triumphiert. Schafft es ausgerechnet Sanders als älterer weisser Mann, die zunehmend heterogene Parteibasis hinter sich zu scharen?

Unverheilte Wunden

Auch der alte Zwist zwischen dem Sanders-Lager und dem Partei-Establishment ist seit dem letzten Vorwahlkampf nicht beigelegt. Sanders fühlte sich damals von der Parteileitung gegenüber Clinton benachteiligt. Interne E-Mails, die Wikileaks veröffentlichte, scheinen diesen Verdacht zu bestätigen. Laut US-Geheimdiensten steckte Russland hinter den Wikileaks-Enthüllungen.

Bis heute scheinen die Wunden bei den Demokraten nicht verheilt. Er werde Clinton nicht um Ratschläge für den Wahlkampf bitten, sagte Sanders am Freitag in einer Fernsehsendung: «Zwischen ihr und mir gibt es fundamentale Differenzen.»

Interne Unruhe

Doch auch in seinem eigenen Lager gab es in den letzten Wochen Misstöne. Während des Wahlkampfes 2016 seien in seinem Team mehrere Frauen durch männliche Mitarbeiter belästigt und benachteiligt worden, kritisierten ehemalige Team-Mitglieder in der «New York Times».

Mit einer Entschuldigung auf Twitter versucht Sanders die Wogen zu glätten:

Er habe daraus gelernt. Für den neuen Wahlkampf würden in seinem Team strengste Regeln zum Schutz vor Benachteiligung und Belästigung gelten.

Perfekte Wahlkampf-Maschinerie

Das alles scheint Sanders bisher allerdings wenig zu schaden. In aktuellen Umfragen liegt er im parteiinternen Wettkampf an zweiter Stelle, hinter dem ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden, der sich allerdings noch nicht zu einer Kandidatur bekannt hat. Und allein in den ersten 24 Stunden nach Bekanntgabe der Kandidatur sammelte Sanders bereits sechs Millionen Dollar Spendengelder. Ein Betrag, der Freund und Feind aufhorchen lässt.

Sanders kann dabei von seinem umfassenden Netzwerk und den Online-Kontakten aus dem letzten Wahlkampf profitieren. Hier hat er gegenüber seinen Konkurrenten die Nase vorn. Er und seine Fans in Brooklyn zeigen sich überzeugt: Am 3. November 2020, knapp zwei Monate nach seinem 79. Geburtstag, werde er zum neuen Präsidenten der USA gewählt.

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