Am Sonntag hatte Bundeskanzlerin Merkel angekündigt, dass sie für eine vierte Amtszeit kandidieren will. Nun haben die Parteien darauf reagiert.
Die Sozialdemokraten wollen ihre Spitzenkandidatenkür nun keinesfalls auf die lange Bank schieben. «Was wir tun, wie wir es tun und wann wir es tun, darüber werden wir jetzt beraten», sagte SPD-Vize Ralf Stegner. Man werde keine «Sturzgeburten veranstalten», aber die Beratungen würden «bald geschehen». Stegner bekräftigte aber, dass die SPD nach der Bundestagswahl 2017 die Grosse Koalition nicht fortsetzen und selbst den Kanzler stellen wolle.
Wer jetzt für eine Grosse Koalition wirbt, kann im Wahlkampf gleich Schlaftabletten verteilen.
Der Kanzlerkandidat der SPD wird bei der jährlichen Vorstandsklausur Ende Januar feststehen, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen des Parteivorstandes erfuhr. Im Gespräch für die Spitzenkandidatur stehen Vizekanzler Sigmar Gabriel und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.
In der Christlich Demokratischen Union herrscht vor allem Erleichterung. Die Kandidatur Merkels sei ein «gutes Zeichen in Zeiten von viel Unsicherheit», erklärte CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn. Seine Partei müsse nun die Unterschiede zu anderen Parteien deutlicher herausarbeiten und «mit klaren Botschaften» verbinden.
Auch aus der Christlich-Sozialen Union gibt es positive Töne: Landesgruppen-Chefin Gerda Hassfeldt sagte, Merkel sei seit 11 Jahren eine «gute Kanzlerin» und es sei «gut, dass sie es bleiben will». Damit bewertete sie die Kandidatur Merkels deutlich positiver als ihr Parteichef Horst Seehofer.
Alternative-für-Deutschland -Chefin Frauke Petry zeigt sich ebenfalls erfreut – wenn auch aus anderen Gründen: Als Bürgerin empfinde sie zwar tiefes Unbehagen über die Kandidatur. Sie gehe aber davon aus, dass sie ihrer Partei nutzen werde. Mit Merkel stelle sich nämlich «eine Politikerin zur Wiederwahl, die das milliardenteure und gefährliche Einwanderungschaos verursacht hat und unter deren Führung die Energiewende an die Wand gefahren wurde», so Petry.
Wenig Begeisterung löst die Merkel-Kandidatur bei Linken und Grünen aus. Laut Grünenpolitiker Jürgen Trittin hat sie sich «seit Wochen abgezeichnet». Auf Twitter kommentierte er ironisch «Überraschung». Sein Verdikt: «Langweilig.»
Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linken, findet, Merkel habe den richtigen Zeitpunkt fürs Aufhören verpasst: «Vielleicht gilt für sie der Satz ‹Wer zu spät geht, den bestraft das Lenben›.»