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Katastrophe auf Sulawesi «Prioritär ist die Trinkwasserversorgung»

Im Katastrophengebiet von Sulawesi sind inzwischen auch Experten des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) eingetroffen. Im Gespräch schildert der Bauingenieur Peter Hilty, was er und sein Team in Palu angetroffen haben – und wo Hilfe am dringendsten ist.

Peter Hilty

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Peter Hilty ist von Beruf Bauingenieur. In den vergangenen Jahren war er mehrmals für das SKH in Katastrophengebieten im Einsatz, darunter in Haiti 2010.

SRF News: Wie ist die Lage derzeit vor Ort im Katastrophengebiet von Sulawesi?

Peter Hilty: Es war schwierig, überhaupt nach Palu zu gelangen – die Regierung macht unmissverständlich klar, welche Bedürfnisse sie hat. Beim Flug über die Stadt sahen wir, dass es Gebiete gibt, in denen alles in Trümmern liegt. Mancherorts hat sich der Boden verflüssigt – man muss ihn sich wie Pudding vorstellen. Dort ist alles eingesackt. Am Strand waren deutlich die grossen Verwüstungen durch den Tsunami zu sehen. Später fuhren wir durch die Stadt und stellten fest, dass einzelne Häuser, aber auch grössere Komplexe zusammengebrochen sind.

Mancherorts hat sich der Boden wie Pudding verflüssigt – dort ist alles abgesackt.

Was genau ist Ihre Aufgabe vor Ort als diplomierter Bauingenieur?

Eine Aufgabe wird sicher sein, Gebäude zu beurteilen, ob sie statisch noch sicher sind und ob die Leute wieder hinein können. Dazu haben wir allerdings noch keine Anfragen vom zuständigen Ministerium erhalten. Eine andere Aufgabe wird sein, temporäre Behausungen zu bauen. Prioritär geht es vorerst aber darum, die Trinkwasserversorgung wiederherzustellen, die zusammengebrochen ist. In diesem Bereich sind wir von der Schweizerischen Humanitären Hilfe sehr stark.

Junger Mann inmitten von Trümmern.
Legende: In den betroffenen Gebieten in Palu ist die Zerstörung immens. Reuters

Sie selber waren für das SKH auch schon in anderen Katastrophengebieten. Wie schätzen Sie das Ausmass an Zerstörung auf Sulawesi im Vergleich zu anderen Katastrophen ein?

Hier auf Sulawesi sind wir bislang erst in Palu gewesen, deshalb ist der Schaden noch schwer einzuordnen. Vergleicht man Palu aber mit Port-au-Prince nach dem Erdbeben von 2010, dann sind die Schäden hier sicher geringer. Die Stadt Palu ist nicht flächendeckend zerstört worden, es sind nur gewisse Gebiete von der Zerstörung betroffen. Bereits haben wieder einige Märkte geöffnet, auf denen sich die Einwohner versorgen können.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

Glückskette sammelt für Indonesien

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Eine Flüchtlingsfrau hat ihren unterernährten 3 Monate alten Säugling auf dem Arm
Legende: keystone

Nach der Tsunami- und Erdbeben-Katastrophe in Indonesien wächst das Chaos. Die betroffenen Menschen haben alles verloren. Sie brauchen dringend Wasser, Essen, medizinische Versorgung und Unterkünfte. Die Glückskette sammelt deshalb weiter Geld. Spenden können auf das Postkonto 10-15000-6 mit dem Vermerk «Tsunami Indonesien» überwiesen werden. Auf www.glueckskette.ch sind ebenfalls Spenden möglich.

Einschätzung von NZZ-Korrespondent Manfred Rist

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Zur Kritik an den indonesischen Behörden wegen nicht funktionierender Warnsysteme und ausbleibender Hilfe sagt NZZ-Südasienkorrespondent Manfred Rist: «Offensichtlich hat das Alarmsystem versagt. Wieso genau, ist nicht klar. Im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Behördenversagens muss man sehen, dass die betroffene Region auf Sulawesi um Palu sehr abgelegen ist. Es ist deshalb fast unmöglich, innert kürzester Zeit zu reagieren. Vorwerfen kann man der indonesischen Regierung jedoch, dass sie es in den vergangenen Jahren seit dem Tsunami 2004 versäumt hat, die Bevölkerung für die im Inselstaat ständig lauernden Gefahren zu sensibilisieren. Das Erdbeben war eine Vorwarnung auf den Tsunami – trotzdem haben die Leute nicht reagiert. Auch müssen sich Behörden und Armee in Indonesien besser auf Katastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis ausrichten. Es fehlt an Fundamentalem: Statt in Überschalljets sollte die Armee stärker in Transportflugzeuge und Helikopter investieren.»

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