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Kehrtwende der EU-Kommission Darum rudert die EU beim Aus für Verbrennungsmotoren zurück

In der EU sollen nach dem Willen der EU-Kommission auch nach 2035 Autos mit Verbrennungsmotor neu zugelassen werden können. Die Brüsseler Behörde schlägt zu diesem Zweck eine entsprechende Änderung des sogenannten Verbrenner-Aus vor. Sie kommt damit dem massiven Druck der Autobranche und von Mitgliedsländern wie Deutschland oder Italien nach.

Charles Liebherr

Frankreich-Korrespondent, SRF

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Charles Liebherr ist seit 2014 Frankreich-Korrespondent von Radio SRF. Liebherr studierte in Basel und Lausanne Geschichte, Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Politologie. Davor war er beim Schweizer Radio unter anderem als Wirtschaftsredaktor tätig.

Was schlägt die EU-Kommission genau vor?

Autohersteller dürfen ab 2035 weiterhin Benzinautos verkaufen, allerdings stark eingeschränkt. Die gesamte Neuwagenflotte eines Herstellers darf weiterhin 10 Prozent CO₂-Emission verursachen. Bisher galt 0 Prozent. Konkret können Hersteller also Autos mit einem Hybridmotor weiterhin verkaufen. Sie müssen aber 90 Prozent der Emissionen reduzieren. Die verbleibenden 10 Prozent dürfen sie kompensieren, indem sie zum Beispiel Stahl im Auto verwenden, der CO₂-neutral hergestellt wurde. Der Kraftstoff im Verbrennungsmotor des Autos muss ebenfalls CO₂-neutral hergestellt worden sein.

Was sieht die jetzige Regelung vor?

Aktuell gelten immer noch die Emissionsvorschriften aus dem Jahre 2023. Das heisst, dass europaweit der CO₂-Ausstoss der in Verkehr gesetzten Autos um 55 Prozent gesenkt werden muss bis 2030. Das Referenzjahr ist 2021. Dann müssten die Schadstoffemissionen bis 2035 auf null sinken. Die Idee dahinter: Weil Autos in der Regel nach fünfzehn Jahren verschrottet werden, würden auf Europas Strassen ab 2050 keine Autos mehr mit Benzinmotoren fahren. Bereits Anfang 2025 weichte die EU ihre Vorgaben aber ein erstes Mal ab. Die Autohersteller bekamen zwei Jahre mehr Zeit, nämlich bis 2027, die Vorgaben zur Emissionsreduktion zu erfüllen. Am Zwischenziel 2030 und am Netto-Null-Ziel im Jahre 2035 wurde aber nichts geändert.

Warum will die EU vom ursprünglichen Plan abweichen?

Die europäischen Autokonzerne verkaufen nicht ausreichend Elektroautos in Europa. Aktuell sind nur rund 16 Prozent der Neuzulassungen Autos mit Elektromotor. Um die Vorgaben der EU zu erfüllen, müsste der Anteil an verkauften Elektroautos bereits heute bei 25 Prozent liegen. Der Absatz an E-Autos ist zu schwach, weil viele EU-Länder die Subventionen für den Kauf eines Elektroautos gestrichen haben, um ihre Staatsschulden zu senken. Zudem klagen viele Hersteller, dass die Ladeinfrastruktur in vielen Ländern ungenügend sei, was den Absatz von E-Autos senke. Weiter sagen viele Käufer, dass die E-Autos zu teuer seien. Darum will die EU nun Anreize für die europäische Automobilindustrie schaffen. Es soll neu eine spezielle, kleine E-Auto-Kategorie geschaffen werden «made in Europe». Entsprechende Modelle werden überdurchschnittlich stark an die C0₂-Reduktionsvorgaben angerechnet: mit dem Faktor 1.3.

Kann die EU ihre Klimaziele bis 2050 dennoch erreichen?

Ob die EU weiterhin ihr Ziel erreichen kann, bis 2050 keine CO₂-Emissionen mehr auszustossen, kann noch nicht gesagt werden. Viele Klima-Expertinnen sind der Auffassung, dass die EU ihre selbst gesetzten Klimaziele nicht mehr erreichen kann, weil über alle Industrien hinweg die Reduktion der CO₂-Emissionen zu langsam erfolgt. Die EU-Kommission betont, dass trotz des Entgegenkommens gegenüber den Automobilherstellern weiterhin das übergeordnete Ziel im Gesetz festgeschrieben bleibt, nämlich bis Mitte Jahrhundert alle CO₂-Emissionen auf null zu reduzieren. Die EU-Kommission hofft, dass technische Innovationen einen Restanteil an CO₂-Ausstoss in der EU kompensieren können.

Rendez-vous, 12.12.2025, 12:30 Uhr;liea

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