- Brigitte Macron, die Ehefrau von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, bekommt nun doch keinen offiziellen Titel als Première Dame.
- Macron wollte ihr, wie im Wahlkampf angekündigt, diesen offiziellen Status geben, hat sein Vorhaben jetzt aber zurückgezogen.
- Es gab eine von einem Künstler lancierte Petition gegen den Sonderstatus, die bereits mehr als 270'000 Personen unterschrieben haben.
SRF News: Präsident Macron reagiert auf eine Petition und leistet keinen Widerstand dagegen. Warum nicht?
Rudolf Balmer: Er will seine Frau aus der Schusslinie nehmen und damit auch eine Debatte vermeiden, die sich nicht nur gegen ihn richtet, sondern auch gegen seine Gattin. Der Kontext ist ein Beschluss im Parlament, wonach per Gesetz verboten wird, dass Abgeordnete und Senatoren Familienangehörige als Assistenten beschäftigen. Die Ratslinke kritisierte, dass ausgerechnet der Präsident mit dem offiziellen Status seine Frau zu einer Art Mitarbeiterin erklären würde. Das wäre ein Widerspruch, und das wollte Macron nicht so belassen.
Ist das Thema damit vom Tisch?
Nein. Macron möchte die Rolle der Präsidentengattin auf jeden Fall klären. Er hat als Ersatz für diesen Status eine Charta angekündigt. Darin soll klar festgehalten werden, dass die Präsidentengattin nun einmal existiert und auch eine offizielle Rolle hat. Das kostet die Öffentlichkeit etwas. Er möchte aber auf den offiziellen Status verzichten, da das eine Verfassungsänderung gefordert hätte – eine lange Prozedur. Das ist ihm die Debatte nicht wert. Er hat versprochen, dass es keine zusätzlichen Mittel geben werde für seine Frau. Sie wird kein Gehalt beziehen.
Letztlich ist das Vorgehen sehr typisch für Macron: Er reagiert auf Kritik und macht am Ende das, was er ursprünglich wollte, einfach in anderer Form.
Brigitte Macron wird also nicht offiziell Première Dame, aber sie wird dennoch eine wichtige Rolle spielen?
Ja. Letztlich ist das Vorgehen sehr typisch für Macron: Er reagiert auf die Kritik und macht am Ende das, was er ursprünglich wollte – einfach in anderer Form. Das heisst, die Rolle der Präsidentengattin wird offiziell geklärt, aber sie wird nicht zu einer gesetzlich definierten Institution, wie es in den USA der Fall ist.
Das Gespräch führte Miriam Knecht.