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Kein Sonderstatus in den USA Gotteshäuser bieten illegalen Einwandererfamilien Schutz

Kirchenasyl wird angesichts drohender Massenabschiebungen vermehrt zum Thema in den USA. Ein Beispiel aus Kalifornien.

  • Präsident Donald Trump hat entschieden, dass Kinder von Eltern, die illegal ins Land gekommen sind, die USA verlassen müssen.
  • Trump hatte im Wahlkampf versprochen, ein Programm seines Vorgängers Barack Obama zu beenden, das die Kinder von illegalen Einwanderern vor Abschiebung schützt.
  • Sollten sie gehen müssen, werden wohl einige von ihnen Kirchenasyl beantragen, wie das heute bereits viele Flüchtlinge aus Mittelamerika machen – vor allem in Kalifornien.

In einem Stadtteil am Rande von Oakland steht die presbyterianische Kirche von Montclaire. Montclaire ist gehobene Mittelschicht, eine heile Welt in einer Stadt, die oft als eine der gefährlichsten der USA beschrieben wird. Hier merkt man kaum etwas von den Alltagsproblemen – wenn man sie nicht sehen will.

Für die meisten Gläubigen hat der zivile Ungehorsam mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit seine Wurzeln in der Bürgerrechtsbewegung.
Autor: Ben Daniel Pfarrer in Montclaire/Oakland (USA)

Und doch haben die Kirchenmitglieder schon mehrmals Flüchtlingen aus Mittelamerika Kirchenasyl gewährt. Die presbyterianische Kirche ist Teil des Netzwerkes «East Bay Sanctuary Covenant», einem Zusammenschluss von mehr als 30 Kirchen und Glaubensrichtungen in der East Bay, östlich von San Francisco. Es wurde 1982 gegründet, als die teilweise von den USA finanzierte Gewalt in Honduras, El Salvador, Mexiko und Guatemala tausende Menschen vertrieben hatte. Pfarrer Ben Daniel leitet die Gemeinde in Montclaire.

«Die neue Asylbewegung begann vor etwa zehn Jahren und konzentriert sich darauf, Familien intakt zu halten», erzählt er. Es gebe Familien mit einem legalen und einem illegalen Elternteil. «Manchmal sind auch beide Elternteile ohne gültige Papiere im Land. Ihre Kinder sind aber hier geboren und sind damit Amerikaner.»

Trump will Illegale ausweisen

Es scheint, dass die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA viele Gläubige mobilisiert hat. Die Fronten sind klar. Trump will illegale Einwanderer ausweisen, er wettert gegen Mexiko und seine Bürger. Seine Wahl hat daher zumindest diesen positiven Effekt gehabt: Es wird wieder offen und breit über Kirchenasyl und zivilen Ungehorsam in den Gotteshäusern gesprochen.

Man sollte nicht ein Gesetz befolgen, nur weil es ein Gesetz ist.
Autor: Ben Daniel Pfarrer in Montclaire/Oakland (USA)

«Für die meisten Gläubigen hat der zivile Ungehorsam mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit seine Wurzeln in der Bürgerrechtsbewegung und den schwarzen Kirchen im Süden, angeführt von Martin Luther King und anderen», sagt Pfarrer Daniel. «Die meisten in meiner Gemeinde und auch ich selbst sehen es genau so, wenn wir mit sozialer Ungerechtigkeit konfrontiert werden: Man sollte nicht ein Gesetz befolgen, nur weil es ein Gesetz ist.»

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