Südafrikas Tourismussektor schafft mehr Arbeitsplätze als die Minenindustrie. Gerade in den letzten Jahren hat der internationale Tourismus richtig zugelegt, jährlich besuchen rund 2.5 Millionen Menschen allein Kapstadt.
Seit März, als die Grenzen geschlossen wurden, ist die Stadt aber auffallend leer. Die Waterfront, normalerweise mit Menschen vollgepackt, ist so ruhig, dass man das Kreischen der Möwen hört.
Die Möwen scheinen zwischen den eingemotteten Restaurants das Regime übernommen zu haben. Genauso wie die Pinguine in Simons Town, die stolz beim Eingang des Pinguinparks posieren. Normalerweise warten dort hunderte Touristen darauf, die Tiere von nah beobachten zu können.
Während die Natur am Kap geradezu aufzublühen scheint, darbt, wer vom Tourismus lebt. Wie der 69-jährige Schweizer Arthur Bisig, der vor mehr als 20 Jahren nach Kapstadt zog und erfolgreich ein kleines Hotel aufgebaut hat.
Bisig, einst Manager des legendären Kaufleuten in Zürich, gelang es mit seinem «The Fritz Hotel» Menschen aus aller Welt anzulocken.
Früher war die AHV ein Zustupf, heute lebe ich davon!
«Mit dem Lockdown gingen meine Einnahmen auf Null runter während ich weiterhin Ausgaben hatte – ich konnte meine Angestellten ja nicht einfach entlassen», erzählt Bisig.
Um Kosten zu sparen, gab er seine Wohnung auf und zog in eines der Zimmer in seinem Hotel. Im Zimmer nebenan steht der Esstisch, das kleine Bad wurde zur Küche umfunktioniert.
Bisig weiss: Bei einem anhaltenden Lockdown bis Ende August werden acht von zehn touristischen Unternehmen in Kapstadt verschwinden. Doch er hofft, mit einem von der Regierung verbürgten Kredit die nächsten sechs Monate zu überleben. «Und vor allem habe ich ja die AHV. Früher war das ein Zustupf, heute lebe ich davon!»
Der Schweizer Manager sieht in dieser Krise auch Chancen. Die meisten Airbnb-Anbieter, die kleinen Hotels wie seinem das Leben schwer machen, seien bereits verschwunden. Es werde weniger Konkurrenz geben und wenn die Grenzen einmal offen seien, würde man sich um die Touristen reissen.
Von Jamie Oliver ins Township Langa
In Langa, dem ältesten und kleinsten Township in Kapstadt, lebt der Engländer Tony Elvin. Er eröffnete mit Starkoch Jamie Oliver sozial orientierte Restaurants auf der ganzen Welt und führte ein glamouröses Leben. Vor fünf Jahren begann er in Langa, eine Tourismusinitiative aufzubauen: das Langa Quarter.
«Wir machen nicht Township Tourismus, sondern Tourismus im Township. Man kann hier schlafen, essen, ein Konzert besuchen und vieles mehr», betont Elvin. Er ist bestens vernetzt und brachte den Airbnb-Gründer Brian Chesky nach Langa, um 18 Zimmer einzuweihen.
Es geht trotz Corona weiter
Und jetzt, wenn es keine Touristen gibt? «Kein Problem», erwidert Elvin strahlend. «Wir sind so aktiv wie nie zuvor.» Sein Kernteam bekocht statt Touristen alleinstehende Männer, die ihre Arbeit verloren haben.
Jeden Tag liefern sie 40 Mittagessen per Fahrrad aus, die Hygieneregeln werden strikt eingehalten. «Dies ist kein wohltätiges Unterfangen, die Jungs lernen die Logistik der Auslieferung, die wir nach dem Lockdown kommerziell einsetzen können.»
Gleichzeitig unterstützt er Nachbarinnen, die zu den Schuluniformen passende Masken nähen wollen, mit seinen Kontakten. «Es gibt nichts, das mich so begeistert wie Potenzial. Und Südafrika hat ein riesiges Potenzial!»