Pins, Socken, «Thank you, Doctor Fauci»- Aufkleber – Immunologe Fauci war besonders zu Covid-Zeiten ein beliebter Mann. Daneben bekam er aber auch viel Hass- und Drohpost.
Es sei ihm zum Glück gelungen, sich weder blenden zu lassen von den Fans noch sich einschüchtern zu lassen von den Hassern, sondern fokussiert zu bleiben, sagte Anthony Fauci kürzlich in einem Interview mit der «Washington Post».
Fauci polarisiert
Was er erlebe, sei gewissermassen auch ein Spiegelbild einer tief gespaltenen Gesellschaft. Corona ist im Präsidentschaftswahljahr 2020 ausgebrochen, und sehr schnell seien die wissenschaftlichen Erkenntnisse und seine daraus resultierenden empfohlenen Massnahmen politisiert worden.
Plötzlich sei er im Rampenlicht gestanden als Gegenspieler von Präsident Donald Trump, dem er öffentlich widersprochen habe. Dies sei ihm unangenehm gewesen, doch habe er sich dazu verpflichtet gefühlt, um seine wissenschaftliche und persönliche Integrität zu wahren.
Stationen in der Karriere von Anthony Fauci
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Bild 1 von 8. Anthony Fauci (Mitte) beriet als Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in 38 Jahren sieben Präsidenten, angefangen mit Ronald Reagan in den 1980er-Jahren. Ende 2022 wird der heute 82-Jährige von seinem Posten zurücktreten. (Bild von 1989). Bildquelle: Getty Images/Bettmann.
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Bild 2 von 8. In den 1980er-Jahren waren Aids und HIV das beherrschende Thema. Der Aids- und Schwulenaktivist Larry Kramer (hier bei einer Konferenz 1987) war einer der schärfsten Kritiker Faucis. Er warf ihm vor, den Ausbruch von Aids als Krankheit zu ignorieren und nannte ihn 1988 gar einen «Mörder». Später waren beide Männer befreundet. Bildquelle: Getty Images/Catherine McGann.
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Bild 3 von 8. Wann immer es um Infektionskrankheiten ging, war Anthony Fauci der Mann der Stunde: Im Jahr 2005 (hier mit Julie Gerberding von den Centers for Disease Control and Prevention) beriet Fauci die US-Regierung unter George W. Bush in Sachen Vogelgrippe. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Susan Walsh.
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Bild 4 von 8. Im Jahr 2008 wurde Fauci (2.v.l.) die Medal of Freedom verliehen, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Dies in Anerkennung seiner Bemühungen um ein besseres Verständnis und eine bessere Behandlung von HIV/Aids. Bildquelle: REUTERS/Jonathan Ernst.
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Bild 5 von 8. Während der Ebolafieber-Epidemie von 2014 bis 2016 trat Fauci (2.v.r.) ebenfalls öfter im Weissen Haus vor den Medien in Erscheinung (Foto vom 3. Oktober 2014). Bildquelle: REUTERS/Jonathan Ernst.
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Bild 6 von 8. Über Erfolge konnte Fauci sich freuen: Im Oktober 2014 umarmte Fauci Patientin Nina Pham, die erste US-Krankenschwester, bei der Ebola diagnostiziert wurde, nachdem sie einen Infizierten in Dallas behandelt hatte, und die wieder gesund wurde. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Pablo Martinez Monsivais.
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Bild 7 von 8. Unter dem US-Präsidenten Donald Trump (r.) wurde Anthony Fauci (2.v.l.) zu «Mister Corona» und viele Gegner sahen in ihm einen Sündenbock für die Massnahmen gegen das Virus. Sein Verhältnis zu Trump sei schwierig gewesen, räumte Fauci später ein – das ist auf vielen Aufnahmen aus dieser Zeit nicht zu übersehen. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Evan Vucci.
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Bild 8 von 8. Auch unter Präsident Joe Biden (r.) diente Fauci als medizinischer Chefberater. Mit ihm geht der vermutlich berühmteste Arzt der USA in Rente. Still wird es um Fauci wohl nicht werden: Der Mediziner plant, ein Buch über Covid-19 und eins über seine Jugend im New Yorker Stadtteil Brooklyn zu schreiben. Bildquelle: imago images/xpiemagsx.
Diese Rolle, die Anthony Fauci in der Öffentlichkeit einnahm, schätzt der Wissenschaftsjournalist Ari Schulman als problematisch ein. Fauci sei zeitweise derjenige gewesen, der politische Entscheide getroffen habe.
Ari Schulman schreibt für das Wissenschaftsmagazin «The Atlantis» und äusserte sich wiederholt kritisch gegenüber Anthony Fauci. Gegenwind bläst Anthony Fauci auch von den Republikanern entgegen, die bereits parlamentarische Untersuchungen angekündigt haben zu seiner Rolle während der Pandemie. Fauci nimmt dies alles gelassen.
Von Reagan bis Biden
Ursprünglich hatte er Altphilologie studiert an einem Jesuitischen College und später in Medizin doktoriert. Einen Namen gemacht hat sich Anthony Fauci bereits in den 1980er-Jahren. Er gehörte in der noch jungen Aids-Forschung zu den Pionieren bei der Erforschung der Immunregulation beim Menschen.
In den über 50 Jahren, in denen Anthony Fauci für die Regierung im Gesundheitsdepartement tätig war, beriet er sieben verschiedene Präsidenten wissenschaftlich: von Ronald Reagan bis Joe Biden.
Ende Jahr ist nun Schluss. Anthony Fauci sagt, in einem Punkt könne ihm niemand widersprechen: weder diejenigen, die ihn bewunderten und ihn als Helden sehen, noch diejenigen, die ihn am liebsten öffentlich gehängt sähen: Er habe sich jeden Tag zu einhundert Prozent für die öffentliche Gesundheit eingesetzt.
Es steht für Anthony Fauci deshalb auch ausser Frage, sich jetzt auf die faule Haut zu legen. Er will ein Buch schreiben und seine Erfahrungen nächsten Generationen weitergeben.