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Afghanistan hat Nachholbedarf bei Polioimpfungen
Aus SRF 4 News aktuell vom 20.10.2021. Bild: Keystone
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Kinderlähmung in Afghanistan Taliban erlauben Impfaktion gegen das Poliovirus

Nach drei Jahren Pause wird in Afghanistan wieder landesweit gegen Kinderlähmung geimpft. Die Sicherheit bleibt aber ein Thema.

Afghanistan ist eines der letzten Länder der Welt, in dem die Kinderlähmung nicht ausgerottet ist. Am 8. November könne ein nationales Impfprogramm starten, teilten die WHO und Unicef mit. Die beiden UNO-Organisationen gehen davon aus, dass wegen des Konflikts über drei Millionen Kinder in Afghanistan nicht geimpft werden konnten.

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Aus dem Archiv: Polio gibt es immer noch
aus Treffpunkt vom 13.08.2020. Bild: Keystone
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Dass eine solche Impfkampagne nun wieder möglich sei, habe mit dem Ende des Konfliktes zu tun, sagt Thomas Gutersohn, Südasienkorrespondent von SRF. «Davor waren viele Gebiete hart umkämpft. Die Impfenden hatten schlicht keinen Zugang zu den Gebieten.» Die Taliban befürworten die Kampagne gegen Polio.

Überraschend sei es nicht, dass die Taliban hier zwei UNO-Organisationen gewähren lasse, so Gutersohn. «Schon vor der Machtübernahme gab es regionale Impfkampagnen in den nicht umkämpften Gebieten, die unter der Kontrolle der damaligen Regierung standen, aber auch in Gebieten unter der Kontrolle der Taliban.»

Angst vor Spionagechips in Impfstoff

Offiziell seien die Taliban nicht gegen Impfkampagnen. Doch in gewissen Stammesgebieten herrsche noch immer eine gewisse Skepsis, erklärt der Korrespondent. «Es gibt Verschwörungstheorien, wonach Spionagesoftware der USA in die Leute implantiert werde.» Aber das habe mit der generellen Skepsis dem Westen gegenüber zu tun.

«Im Grossen und Ganzen erkennen die Taliban den Mehrwert in der Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich mit den internationalen Organisationen. Sie haben sich auch mehrmals seit der Machtübernahme im August für internationale Hilfe ausgesprochen – Hilfe, die die Bevölkerung sicherlich dringend benötigt», so Gutersohn weiter.

Frauen dürfen im Gesundheitswesen arbeiten

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Unter den Taliban können Frauen in Afghanistan noch immer keine höheren Schulen besuchen, obwohl die neuen Machthaber versprochen haben, dies in Zukunft zu erlauben. Sie dürfen auch keine Posten in der Politik oder in der Justiz besetzen. Im Gesundheitssektor sieht und sah es allerdings immer etwas anders aus: Da erlaubten die Taliban den Frauen auch während ihrer letzten Herrschaft von 1996 bis 2001 zu arbeiten. Das hat mit dem äusserst konservativen Gesellschaftsbild zu tun, dass ein Mann von einem Arzt behandelt werden soll und eine Frau von einer Ärztin – gerade in der Gynäkologie waren in Afghanistan Frauen tätig. Es besteht also nach Ansicht der Taliban die Notwendigkeit von Frauen im medizinischen Bereich. Deshalb ist im Rahmen der Kampagne auch weibliches Impfpersonal zugelassen.

In der Vergangenheit kamen Menschen, die andere impfen wollten, bei Anschlägen ums Leben. Hinter den Attacken wird der IS, der in Afghanistan immer noch aktiv ist, vermutet. Die neue Impfaktion ist für die Teams deshalb nicht ungefährlich. «Das ist eine Herausforderung für die Taliban, die jetzt in der Verantwortung stehen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Programmes schützen müssen.»

Furcht vor neuerlichen Anschlägen

Das Poliovirus, das zu Kinderlähmung führt, auszurotten, ist seit Jahrzehnten ein erklärtes Ziel der internationalen Gemeinschaft. In Afghanistan und anderen Ländern hat man dies trotz aller Bemühungen noch nicht geschafft. Ob diese neue Kampagne in Afghanistan wirklich Chancen auf Erfolg hat, sei schwer zu sagen, so Thomas Gutersohn.

«Das hängt davon ab, ob die Sicherheit der Impfer und Impferinnen gewährleistet ist, ob sie ungehindert ihrer Arbeit nachgehen können oder ob es wieder zu Anschlägen kommt. Die Regierung von Ashraf Ghani konnte diese Sicherheit nicht garantieren.» Jetzt liege es an den Taliban.

SRF 4 News, 20.10.2021, 06:20 Uhr;

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