Philip Wilson, der Erzbischof von Adelaide in Australien, zeigte keine Emotionen, als ihn heute morgen ein Richter in der Stadt Newcastle zu einer einjährigen Freiheitsstrafe verurteilte. Das Höchststrafmass wären zwei Jahre gewesen.
Hausarrest statt Gefängnis
Wegen seines reduzierten Gesundheitszustandes – beim Erzbischof wurde Alzheimer in einem frühem Stadium diagnostiziert – wird der Geistliche wahrscheinlich nicht in ein Gefängnis müssen, sondern ein halbes Jahr unter Hausarrest verbringen. Danach kann er auf Bewährung entlassen werden.
Der Sprecher einer Gruppe von Missbrauchsopfern begrüsste gegenüber den Medien die Verurteilung. Australien habe Geschichte geschrieben, weil es den bisher höchstrangigsten Geistlichen zur Verantwortung gezogen hat für das weltweite Problem des systematischen Missbrauchs von Kindern und der Verschleierung dieses Verbrechens.
Vorfall bewusst vertuscht
Wilson ist schuldig, 1976 nicht gehandelt zu haben, als ihm ein junger Messdiener klagte, der Priester Jim Fletcher habe ihn sexuell missbraucht. Wilson behauptete, sich nicht an das Gespräch mit dem Kind zu erinnern. Die Anklage konnte aber das Gegenteil beweisen. Danach hatte der Geistliche Informationen über den Vorfall bewusst zurückgehalten. Der pädophile Fletcher missbrauchte später weitere Kinder. Er starb 2006 im Gefängnis.
Wilson ist weiterhin Erzbischof von Adelaide. Für den Prozess hatte er temporär seine Aufgaben einem Stellvertreter übergeben. Die Opfer forderten den Papst auf, den Erzbischof sofort seines Amtes zu entheben, wenn dieser nicht freiwillig gehe.