Schwarze Kleider, gelbe Plakate: Erhitzt, aber diszipliniert marschieren die Sunrise-Aktivisten und Aktivistinnen Richtung City Hall, dem Gemeindehaus. Die rund 150 jungen Erwachsenen, zwischen 20 und 30 Jahre alt, singen ein altes Protestlied der schwarzen Bürgerrechtsbewegung. «Das ist kein Zufall», sagt Carolina, eine Mitorganisatorin des Marsches.
Die Bürgerrechtsbewegung sei eine Quelle der Inspiration. Das Sit-in in Nashville 1960 sei in die Geschichte eingegangen. Sie würden die Strategie nun für ihre Sache gebrauchen. Ihre Sache ist das Klima, das gerettet werden muss. In ihrem Visier ist heute der neue Bürgermeister von Nashville.
Klare Positionierung gefordert
«Er muss Stellung beziehen, denn das Klima kann nicht warten», sagt Carolina. Kellem ist eigens für den Protest aus Ohio angereist, geboren ist er in Nashville. Sie würden eine Botschaft senden, nicht nur an den Bürgermeister, sondern an die Südstaaten, die Sunrise-Bewegung werde wachsen und die Jugend werde aufstehen und nicht aufhören zu protestieren, so Kellem.
Klima-Aktivisten in den Südstaaten der USA
Die Sunrise-Bewegung gibt es erst seit zwei Jahren; sie steht aber massgeblich hinter dem Green New Deal, dem ehrgeizigen Plan, den 90 Demokraten im Kongress lanciert haben: Die USA sollen bis 2030 klimaneutral werden.
Im November besetzten Sunrise-Aktivistinnen das Vorzimmer der Chefin der Demokraten im Abgeordnetenhaus, Nancy Pelosi. Die Aktion machte Sunrise auf einen Schlag bekannt. Die Organisation wirbt heute in allen Bundesstaaten aggressiv Mitglieder an, auch in den konservativen Südstaaten.
Bürgermeister enttäuscht die Protestierenden
In Nashville besetzen rund ein Dutzend Sunrise-Aktivisten das Vorzimmer des Bürgermeisters. Sie verlangen, dass dieser der Klima-Notstand erklärt wie rund 1000 Städte in der ganzen Welt, von New York bis Biel.
Bürgermeister John Cooper, ein Parteiloser, wurde gerade gewählt, es ist sein erster Tag im neuen Amt. Er nimmt vor dem Gemeindehaus kurz Stellung.
Das Klima sei für alle wichtig, aber an erster Stelle kämen die Schulen und die Trottoirs und die täglichen Dienstleistungen. Das stellt den Aktivisten Sudeep nicht zufrieden. Die Klimakrise sollte erste Priorität haben, «ich bin enttäuscht», sagt der Mitorganisator des Sit-ins.
Nashville als Pionierin
In der Stadt Nashville würden viele progressive Leute leben, und deshalb sei die Stadt prädestiniert, zur Vorkämpferin im Kampf gegen den Klimawandel zu werden. Carolina meint, dass dieser Kampf auch in den konservativen Südstaaten eine Chance hat. «Dafür spricht der Zulauf, den Sunrise erlebt.»
Sie habe daran gezweifelt, ob man den Süden mobilisieren könne, aber es seien für den Protest aus allen Südstaaten Aktivisten und Aktivistinnen angereist. Die Protestler im Vorzimmer des Bürgermeisters von Nashville haben jedenfalls vor, den ganzen Tag auszuharren. Sie seien etwas erschöpft, aber voller Kampfgeist. Sie würden solange bleiben, wie es nötig sei.