2026 wird das grosse Fussballereignis in Kanada, den USA und Mexiko stattfinden, wie der Weltfussballverband Fifa entschieden hat. Aktuell verstehen sich Kanada und die USA allerdings nicht gut, dies wegen des Handelsstreits. Im Gespräch sagt der Journalist Gerd Braune aus Ottawa, die Kandidatur Kanadas, der USA und Mexikos habe sich ergeben, lange bevor der jetzige Präsident Präsident geworden ist.
SRF News: Wie kommt es dazu, dass die drei Länder zusammen eine Fussball-WM ausrichten?
Gerd Braune: Die Entscheidung, einen gemeinsamen Antrag zu stellen, ist schon vor vielen Jahren gefallen. 2010 gab es erste Überlegungen. Damals dachte Kanada, dies allein stemmen zu können. Ab 2015 hat man sich dann entschieden, zusammen mit den USA und Mexiko vorzugehen und diesen Antrag zu stellen. Man ist natürlich sehr froh, dass es geklappt hat.
Man stellt sich die Frage, ob Trump mit irgendeinem Tweet das Ganze nicht wieder zerstören wird.
Das heisst, das Projekt ist vor der Zeit von US-Präsident Donald Trump entstanden. Jetzt ist er da. Kann man sich damit arrangieren?
Ich glaube schon, dass das möglich sein wird. Man muss sehen, 2026 ist auf jeden Fall eine andere Person Präsident. Die drei Fussballverbände der drei Länder arbeiten zusammen, das ist keine Arbeit auf Regierungsebene. Ich glaube, die drei Verbände, die sich geeinigt haben, können die Planungen sehr gut miteinander angehen.
Kanada stört sich derzeit an der Politik von Donald Trump. Freut man sich dennoch über diese gemeinsame WM-Vergabe?
Ja, man freut sich schon darüber, dass es mit der Bewerbung geklappt hat. Man spricht davon, dies sei der grösste Tag in der kanadischen Fussballgeschichte. Kanada ist ja bekannt als Eishockeyland. Aber es gibt mehr Spieler in Fussballvereinen und in Schulen als im Eishockey. Wir haben 800’000 bis 850’000 registrierte Fussballspieler. Nachwuchsarbeit wird sehr gefördert. Die Kanadier schickten mit Alfonso Davis einen 17-jährigen Nachwuchsspieler, einen einstigen Flüchtling, auf die Bühne. Er spielt für die Vancouver Cabs. Er kam als Fünfjähriger nach Kanada. Seine Eltern sind aus Liberia und er wurde in Ghana in einem Flüchtlingslager geboren. Das ist eines dieser Länder, die Trump als Shithole-Country bezeichnen würde. Der junge Mann hat eine sehr interessante Botschaft gebracht, die international Anklang gefunden hat.
Ist das so eine Spitze gegen die Politik von Donald Trump gewesen?
Ich weiss nicht, ob es eine bewusste Entscheidung war, um damit eine Spitze gegen Donald Trump zu reiten. Aber es ist schon interessant, was dieser junge Mann gesagt hat. Er hat erzählt, dass er als Fünfjähriger nach Kanada kam und dieses Land ihn willkommen geheissen hat. Die anderen Jungs in den Teams haben ihn begrüsst und aufgenommen. Er fühlt sich hier wohl. Er hat gesagt, alle Nordamerikaner werden euch willkommen heissen. Das ist eine klare Abgrenzung gegenüber dem, was wir von Donald Trump hören. Eine politische Botschaft war das sicherlich.
Hofft Kanada, dass diese gemeinsame WM die Beziehungen zu den USA wieder verbessern könnte?
Dafür sind sie im Augenblick zu angespannt. Es gibt zu viele Problemfelder. Aber langfristig könnte dies durchaus dazu beitragen, die Beziehungen wieder zu verbessern. Das hören wir auch aus der Stellungnahme von Premierminister Justin Trudeau heraus. Er hat gesagt, diese gemeinsame Veranstaltung zeige, was Kanada, Mexiko und die USA zusammen erreichen können und wie die Zusammenarbeit funktionieren könne. Die Hoffnung, dass daraus etwas Positives auch für die Beziehungen der drei Länder untereinander erwächst, besteht.
Überwiegen Freude und Hoffnung trotz der aktuell eher frostigen politischen Beziehung?
Ja, ich glaube schon, dass sich die Fussballfans freuen. Es ist eine interessante Mischung aus Freude, Humor und Sarkasmus. Der Humor bezieht sich darauf, dass Kanada bisher erst einmal aus eigener Kraft eine Qualifikation geschafft hat und im Männerfussball international eigentlich überhaupt keine Grösse ist. Man hofft, dass es einen Schub gibt, dass sich die Situation im kanadischen Männerfussball verbessert. Man stellt sich weiter die Frage, ob Trump mit irgendeinem Tweet das Ganze nicht wieder zerstören wird. Dass er irgendwann tweetet, das sei ihnen viel zu teuer, sie zögen sich zurück, wie er es mit dem G7-Kommuniqué gemacht hat.