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Fussball und Ethik
Aus Rendez-vous vom 12.06.2018. Bild: Keystone
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Vor der WM-Vergabe 2026 Kaum noch Korruptionsfälle bei der Fifa – tatsächlich?

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch fällt in Moskau die Entscheidung, ob die Fussball-WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA oder in Marokko stattfindet.
  • Seit der Vergabe an Russland und Katar vor acht Jahren und den in der Folge bekannt gewordenen Korruptionsaffären scheint es wieder ruhiger geworden zu sein um den Weltfussballverband.
  • In der bisherigen Amtszeit von Präsident Gianni Infantino sind keine grossen Korruptionsfälle mehr zu Tage gekommen.
  • Dass keine Fälle mehr bekannt werden heisse jedoch nicht, dass es keine mehr gäbe, mahnen Kritiker wie Mark Pieth.

Am Donnerstag wird die Fussball-WM in Russland eröffnet. Acht Jahre, nachdem die Vergaben an Russland und Katar den Weltfussball erschütterten. Auf massive Bestechungsvorwürfe folgten Ermittlungen, der damalige Präsident Sepp Blatter setzte eine unabhängige Ethikkommission ein und zahlreiche – auch hohe – Funktionäre wurden verhaftet oder suspendiert.

Seit Blatters Nachfolger Gianni Infantino den Weltfussballverband präsidiert, sind keine grossen Korruptionsfälle mehr bekannt geworden. Das hängt auch damit zusammen, dass die beiden Richter der Ethikkommission Cornel Borbély und Hans-Joachim Eckert letztes Jahr abgesetzt worden sind.

Die Chef-Ethiker wurden ausgebremst

Vor rund einem Jahr liess die Fifa Borbély Eckert am Kongress in Bahrain auflaufen. Beim Verlassen des Flugzeuges erfuhren die beiden via Push-Meldung, dass sie nicht zur Wiederwahl zugelassen sind. Bereits vorher waren die beiden unabhängigen Kontrolleure Domenico Scala und Miguel Maduro abserviert worden.

Man hat nur Kleinzeug angepackt und keinen Mut gehabt, grössere Probleme anzusprechen.
Autor: Mark Pieth Strafrechtsprofessor

Anstelle von Borbély und Eckert wurden die Kolumbianerin Maria Claudia Rojas und der Grieche Vassilis Skouris an die Spitze der Ethikkommission gewählt. Seither scheinen die Meldungen über Untersuchungen gegen möglicherweise fehlbare Fifa-Funktionäre deutlich seltener zu werden.

Wie unabhängig sind die neuen Fifa-Ethiker?

Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth ist ein Fifa-Reformer der ersten Stunde: «Aus meiner Sicht hängt das damit zusammen, dass man – nachdem man die Profis abgesetzt hatte – Leute nominierte, die weder unabhängig noch fachkundig sind.»

Beide Neuen sind eng mit dem Fussball verbunden. Der Grieche Skouris soll aus dem Umfeld des europäischen Fussball-Verbandes vorgeschlagen worden sein. Rojas wurde vom südamerikanischen Verband portiert, also von jenem Verband, der bis vor kurzem am stärksten von Korruptions-Ermittlungen betroffen war.

Fifa bestreitet Schwächung der Ethikkommission

Die Fifa bestreitet, dass die Ethikkommission zahmer geworden sei. In einer schriftlichen Stellungnahme teilt sie mit, es werde genau gleich weitergearbeitet und sämtlich Urteile seien auf der Fifa-Homepage nachzulesen.

Das stimmt. Es fällt aber auf, dass es zum grossen Teil um Fälle geht, die noch unter den früheren Ermittlern aufgegriffen worden waren. Mark Pieth sagt dazu: «Man hat die alten Verfahren zu Ende geführt und kaum neue eingeleitet. Vor allem hat man nur Kleinzeug angepackt und keinen Mut gehabt, grössere Probleme anzusprechen.»

Infantino hat sein Ziel erreicht

Die Fragen, die sich um den Präsidenten gerankt hatten, habe man vollständig einschlafen lassen, sagt Pieth. So ist zum Beispiel nach wie vor unklar, welche Rolle Gianni Infantino gespielt hat, als der Präsident des afrikanischen Verbandes, Issa Hayatou, ein Infantino-Gegner, abgewählt wurde und der bis anhin völlig unbekannte Herausforderer Ahmed Ahmed gewann.

Ermittler Borbély soll seinerzeit diesbezüglich Untersuchungen eingeleitet haben. Zwei Monate später wurde er abgesetzt. Borbély will sich übrigens nicht mehr zur Fifa äussern. Das Kapitel sei abgeschlossen. Schluss ist seither auch mit einer ernstzunehmenden Ethikkommission.

Fifa-Präsident Gianni Infantino hat laut Mark Pieth ein Ziel erreicht. «Der neue Präsident wollte von Anfang an niemanden, der ihm in irgendeiner Weise gefährlich werden könnte.» Das nächste grosse Ziel von Gianni Infantino ist die Wiederwahl in zwei Jahren.

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