Jeden Nachmittag war Rush Limbaugh auf Sendung, auf hunderten von lokalen Radiostationen in den USA. Dort begrüsste er mit seinem – wie er sagte – speziell für «rich conservatives and right minded Republicans» gestalteten Programm die Zuhörerschaft. Gestern ist er 70-jährig gestorben.
Ziel: Kulturkrieg
Mit seinen stundenlangen Tiraden betörte er ein über 15-Millionen-köpfiges Publikum – mit hämischen Polit-Witzeleien, die nach links zielten. Er machte sich über Feministinnen lustig, Schwule, Afroamerikaner, Obdachlose – nichts war ihm heilig. Denn Rush war ausgezogen, um in den USA einen Kulturkrieg anzuzetteln und damit viel Geld zu verdienen.
Rush Limbaugh wuchs im Mittleren Westen im Staat Missouri auf. Nach einem unterbrochenen Studium, zwei Scheidungen und Rausschmissen bei Radiostationen gründete er 1988 seine Rush-Limbaugh-Show.
Das Limbaugh-Zeitalter
Innerhalb von zwei Jahren revolutionierte er den Medienmarkt. Das machte die Medienpolitik der Reagan-Jahre möglich. 1987 fiel die sogenannte Fairness-Doktrin, welche die Medien in den USA zur Ausgewogenheit verpflichtet hatte. Doch nun brach auf dem US-Medienmarkt das polarisierte Limbaugh-Zeitalter an.
«Thank the Lord Rush Limbaugh is on» – das auf ihn umgetextete Gospellied wurde zur Hymne seines rauschenden Erfolgs. Für seine konservativ gesinnten Fans war er ein Übervater, der ihnen eine geistige Heimat schuf. Er sage laut, was viele nur zu denken wagten, sagte Rush Limbaugh 1990 in einem CBS-Interview und fügte an: «Darum nennen sie mich auch den gefährlichsten Mann Amerikas.»
Er war ein Pionier der rechtskonservativen Bewegung der 1990er-Jahre, ein gesuchter Redner und Bestsellerautor. Nach Drogenproblemen und einer beruflichen Krise gelang ihm ein Comeback im Windschatten von Donald Trump. Dieser verlieh dem schwer an Lungenkrebs Erkrankten letztes Jahr die höchste Ehre: den Freiheitsorden des US-Präsidenten.
Bis kurz vor seinem Tod sendete Rush Limbaugh weiter: Trump werde zurückkommen – nach einer demokratischen Herrschaft, die Amerika zerstören werde. Er blieb sich selber treu – bis zuletzt.