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Absage des Manövers: China als der lachender Vierter
Aus SRF 4 News aktuell vom 19.06.2018.
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Koreanische Halbinsel «China will einen Fuss in der Tür behalten»

Die USA und Südkorea verzichten diesen Sommer auf ein grossangelegtes, gemeinsames Militärmanöver. Damit wird umgesetzt, was US-Präsident Donald Trump nach seinem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un angekündigt hatte. Solche Manöver hatte Nordkorea jeweils als Provokation verstanden. Doch was bedeutet die Absage des Manövers für die Region? Drei Fragen dazu an SRF-Asienkorrespondent Martin Aldrovandi.

Martin Aldrovandi

Martin Aldrovandi

Auslandredaktor, SRF

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Martin Aldrovandi war von 2016 bis Sommer 2022 Korrespondent für Radio SRF in Nordostasien mit Sitz in Schanghai. Zuvor hatte er mehrere Jahre lang als freier Journalist aus dem chinesischsprachigen Raum berichtet. Nun ist er als Auslandredaktor für Radio SRF in Bern tätig.

SRF News: Für Südkorea waren die Manöver eine Gelegenheit, dem Norden militärische Macht zu demonstrieren. Wie kommt die Absage in Seoul an?

Martin Aldrovandi: Südkoreas Regierung zeigte sich zuerst ziemlich überrascht. Offenbar wusste die Regierung in Seoul nichts davon, was Trump letzte Woche auf der Pressekonferenz nach dem Gipfeltreffen mit Kim sagte – nämlich dass diese Übungen gestoppt würden. Inzwischen hat es zwischen den USA und Südkorea mehrere Gespräche gegeben. Man hat sich darauf verständigt, dass diese Übung im Sommer nicht durchgeführt werden soll.

Falls sich die Beziehungen zu Nordkorea wieder abkühlen und es erneut zu Spannungen kommt, würden die USA und Südkorea diese grossangelegte Übung sofort wieder aufnehmen.

Jene Kreise in Südkorea, die der US-Präsenz im Land kritisch gegenüber stehen, finden das gut. Die konservativen Koreaner, die für eine harte Nordkorea-Politik sind, weniger. Und die Mitte-Links-Regierung unter Moon Jae-in trägt den Entscheid mit, weil sie eine offenere Haltung gegenüber Pjöngjang verfolgt. Moon war zum Beispiel auch für die Verschiebung des Militärmanövers Anfang dieses Jahres während der Olympischen Winterspiele, um Nordkorea nicht zu verärgern.

Befürchtet man in Südkorea, Washington könnte bald auch die 30'000 Soldaten aus dem Land abziehen, als weiteres Zugeständnis an Kim?

Das steht vorerst nicht zur Debatte. Das haben beide Seiten auch schon klar gemacht. Ausserdem sind weitere gemeinsame Übungen geplant. Und falls sich die Beziehungen zu Nordkorea wieder abkühlen und es erneut zu Spannungen kommt, würden die USA und Südkorea auch diese grossangelegte «Ulchi Freedom Guardian»-Übung sofort wieder aufnehmen. Das sagt auch das koreanische Verteidigungsministerium. Die USA haben nach wie vor ein Interesse daran, in der Region präsent zu sein. Das sieht man auch an den Truppen, die die USA zum Beispiel in Japan stationiert haben.

Südkoreanische und US-Flagge, Soldaten im Hintergrund
Legende: Das grosse Manöver diesen Sommer ist abgesagt. Weitere, kleinere sollen aber stattfinden. Reuters

China dürfte es freuen, dass dieses grosse Militärmanöver vorerst nicht stattfindet. Peking wünscht sich in der Region ja so wenig US-Militärpräsenz wie möglich...

Das stimmt. Peking wünscht sich auch eine Entspannung auf der koreanischen Halbinsel. Andererseits will China natürlich auch einen Fuss in der Tür behalten. China ist der grosse Verbündete Nordkoreas. Es hat das Land im Koreakrieg tatkräftig unterstützt. Und China ist Nordkoreas grösster Wirtschaftspartner. Und jetzt, da die USA plötzlich direkt mit Nordkorea reden und sich Trump mit Kim in Singapur getroffen hat, versucht Peking, seinen Einfluss zu bewahren.

Jetzt, da die USA plötzlich direkt mit Nordkorea reden, versucht China, seinen Einfluss zu wahren.

China hat zum Beispiel den Transport von Kim Jong-un nach Singapur organisiert. Und derzeit empfängt der chinesische Präsident Xi Jinping Kim schon zum dritten Mal dieses Jahr. Kim soll Xi offiziell über den Gipfel mit Trump informieren. Das heisst, China will und wird weiterhin eine Rolle spielen.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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