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Krieg im Sudan Gold, Gier und Grossmächte

Nach den gescheiterten Vermittlungsversuchen gehen die Kämpfe im Sudan weiter. Weil die Emirate, Russland und andere Staaten profitieren.

Die Sudan-Gespräche im August in der Schweiz haben keine Waffenruhe gebracht. Die sudanesischen Kriegsparteien kämpfen weiter, haben aber immerhin Hilfslieferungen zugestimmt. So brachten vergangene Woche 38 Lastwagen der UNO Lebensmittel in das nordostafrikanische Land. Das ist allerdings so gut wie nichts in Anbetracht der mehr als 25 Millionen Menschen, die an Hunger leiden. 

Dass der Sudan weder auf genügend Hilfe noch auf Frieden hoffen kann, liegt auch daran, dass viele Staaten in den Krieg verwickelt sind – und es aufs sudanesische Gold abgesehen haben. Zumal Gold zur Umgehung der Sanktionen gegen Russland noch attraktiver geworden ist.

Dabei ist der Krieg auf den ersten Blick ein innersudanesischer. Seit April 2023 kämpfen die Sudanesischen Streitkräfte (SAF) von General Abdel Fattah al-Burhan gegen die Rapid Support Forces (RSF) von General Mohamed Hamdan Daglo, genannt Hemedti.

Beide Generäle sind Muslime, gehören aber unterschiedlichen Volksgruppen an. Religion und Herkunft mögen im Krieg eine Rolle spielen, gekämpft wird jedoch vor allem um Macht und Reichtum.

Der Sudan als Spielball fremder Mächte

Bedeutsam ist die Unterstützung aus dem Ausland. Denn der Sudan, fast fünfmal so gross wie Deutschland, weckt von Natur aus Begehrlichkeiten.

Er liegt am Roten Meer, dem wichtigsten Handelsweg zwischen Asien und Europa. Der Nil bringt Wasser aus den Bergen Ostafrikas durch den Sudan nach Ägypten und ins Mittelmeer. Vor allem aber gibt es im Sudan tonnenweise Gold.

Damit kaufen die RSF und die SAF militärische Unterstützung, Waffen und andere Güter. Wichtigste Unterstützerin der RSF sind Berichten zufolge die Vereinigten Arabischen Emirate, während vorab Ägypten auf der Seite der SAF steht.

Doch die Liste der Länder, die direkt oder indirekt die eine oder andere Kriegspartei unterstützen, ist viel länger. So kämpfen die SAF zum Beispiel auch mit iranischen Waffen, verbündete Gruppen werden in Eritrea ausgebildet. Und die RSF bekommen Treibstoff aus Libyen und aus dem Südsudan, der sich 2011 unabhängig gemacht hat.

Komplizierte Interessenlage

Ein Stellvertreterkrieg zwischen zwei Machtblöcken, zwischen West und Ost, ist im Sudan nicht auszumachen. Vielmehr ein unentwirrbares Knäuel von politischen und wirtschaftlichen Interessen.

Zumal sich mit dem sudanesischen Gold Spuren verwischen lassen. 2022 exportierte der Sudan schätzungsweise 39 Tonnen im Wert von zwei Milliarden Dollar in die Emirate. Weitere 60 Tonnen sollen über Schmuggelrouten dorthin gelangt sein, zum Beispiel durch Ägypten und Äthiopien.

Experten gehen davon aus, dass das Gold in den Emiraten unter anderem genutzt wird, um Sanktionen zu umgehen und mit Russland Geschäfte zu machen.

Wobei Russland eine besonders undurchsichtige Rolle spielt. Während die russische Söldnertruppe Wagner die RSF unterstützte und dafür Zugang zu Goldminen erhielt, will sich die Regierung in Moskau nun mit den SAF auf den Bau einer Militärbasis am Roten Meer einigen. Die SAF soll aber auch der Ukraine Waffen liefern und dafür von ukrainischen Spezialeinheiten unterstützt werden.

Das Gold und die attraktive geografische Lage sind für den Sudan Fluch statt Segen. Sie sind ein Grund, warum bislang alle diplomatischen Bemühungen für ein Ende des Krieges gescheitert sind. Und warum auch in Zukunft mehr Waffen in den Sudan gelangen dürften als Lebensmittel.

10vor10, 4.9.24, 21:50 Uhr

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