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Krieg in der Ukraine Ukrainische Arbeitskräfte sind in Polen gefragt

In Polen finden prozentual mehr Ukrainer und Ukrainerinnen Arbeit als in der Schweiz – es gibt aber auch dort Hürden.

Wie viele Geflüchtete haben Arbeit gefunden? Nach neuesten Schätzungen sind bisher etwa drei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer in Polen aufgenommen worden. Etwa 100'000 von ihnen hätten Arbeit gefunden, sagt das zuständige Ministerium. Es sind vor allem Ukrainerinnen, denn wehrfähige Männer müssen in der Ukraine bleiben.

In welchen Branchen finden sie eine Anstellung? Das polnische Arbeitsministerium sagt, rund 14'000 ukrainische Flüchtlinge hätten in Industriebetrieben Arbeit gefunden, gut 10'000 im Gastgewerbe, Detailhandel und anderen Servicebetrieben. Eine weitere wichtige Branche ist das Gesundheitswesen. Es fehlt auch in Polen an Pflegekräften. Da sind die Ukrainerinnen sehr willkommen.

Die Zahlen im Vergleich zur Schweiz

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In Polen haben gut drei Prozent der geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainer eine Arbeit gefunden. Im Vergleich zur Schweiz sind das viele. Denn hier leben mittlerweile fast 50'000 Ukrainerinnen und Ukrainer. Aber erst 200 von ihnen haben laut Staatssekretariat für Migration (SEM) eine Stelle gefunden. Das entspricht weniger als einem Prozent der Aufgenommenen.

Und dann gibt es auch Flüchtlinge, die gar keine neue Arbeit brauchen. IT-Spezialisten beispielsweise, die nun einfach von Polen aus immer noch für ihre ukrainischen Firmen arbeiten. Aber das ist eine kleine Gruppe.

Wie schwer ist es, in Polen Arbeit zu finden? Grundsätzlich sei es einfach, sagt SRF-Osteuropa-Korrespondent Roman Fillinger. Das Wachstum in Polen ist hoch. Die Arbeitslosenrate Polens ist eine der tiefsten in der ganzen EU. Komme hinzu: «Seit dem Krieg sind Tausende ukrainische Männer in ihre Heimat zurückgekehrt, um zu kämpfen.» Das zeige sich vor allem auf polnischen Baustellen, wo diese Ukrainer nun fehlen. Das polnische Arbeitsministerium schätzt denn auch, Polen könne mehrere 100'000 Ukrainerinnen in den Arbeitsmarkt integrieren.

Für gut ausgebildete Ukrainerinnen ist es dann eben doch nicht so einfach, einen Job in Polen zu finden, der ihren Qualifikationen auch einigermassen entspricht.
Autor: Roman Fillinger SRF-Osteuropa-Korrespondent

«Das ist eine gute Nachricht», so Fillinger. Die Gesetzeslage habe Polen auch rasch angepasst. «Das heisst, ukrainische Flüchtlinge bekommen nach ihrer Ankunft eine Sozialversicherungsnummer, sie können praktisch sofort eine Arbeit suchen.» Aber – und das sei ein grosses Aber: «Es kommt darauf an, welche Arbeit gesucht wird.» Ukrainisch und Polnisch seien zwar verwandte Sprachen. «Aber zum Beispiel eine Ärztin, eine Juristin oder auch, wer in einem Büro arbeitet, muss Polnisch können und sich auch in der lateinischen Schrift wohlfühlen.»

Warum haben nicht mehr eine Arbeit gefunden? Gut drei Millionen Menschen sind über die polnisch-ukrainische Grenze gekommen. Viele sind weiter nach Westen gereist. «Es sind aber wohl immer noch über zwei Millionen ukrainische Flüchtlinge hier in Polen», schätzt Fillinger. «Und da sind dann die 100'000 doch nicht so beeindruckend.»

Frauen mit Kinderwagen vor Zelt
Legende: Ukrainerinnen stehen vor dem Hauptbahnhof von Krakau in Polen für eine kostenlose warme Mahlzeit an. Viele von ihnen sind mit ihren kleinen Kindern geflohen. imago images

Aber es seien fast ausschliesslich Frauen mit Kindern, die kämen. «Also unter diesen drei Millionen oder ein bisschen weniger sind viele Kinder, die keinen Job suchen. Es sind viele Frauen darunter, die zuerst eine Kinderbetreuung brauchen, bevor sie überhaupt einen Job suchen können. Und es sind viele ältere Menschen darunter», erklärt er.

Roman Fillinger

Osteuropa-Korrespondent

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Roman Fillinger ist Osteuropa-Korrespondent von Radio SRF. Von 2007 bis 2018 arbeitete er in verschiedenen Funktionen beim «Echo der Zeit», zuletzt als Moderator und stellvertretender Redaktionsleiter.

Der Korrespondent in Warschau gibt auch zu bedenken: «Viele dieser Menschen sind erstmal damit beschäftigt, überhaupt eine Unterkunft zu suchen, sich zu entscheiden, in Polen zu bleiben, auch längerfristig. Viele von diesen Leuten wollen eigentlich schon morgen zurück in die Ukraine und suchen deshalb vielleicht gar keine Stelle.» Zudem seien viele Geflüchtete stark traumatisiert. «Die müssen erstmal wieder zur Ruhe kommen, bevor sie Arbeit suchen können. Sie bekommen Hilfe dabei. Ob es genug ist, lässt sich nur schwer sagen.»

SRF 4 News, 05.05.2022, 06:45 Uhr ; 

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