- Seit Dienstag hat Präsident Rodrigo Duterte das Kriegsrecht über Mindanao, der zweitgrössten Insel der Philippinen, verhängt.
- Rund 100 islamistische Aufständische, die sich zur Terrormiliz Islamischer Staat zugehörig bezeichnen, haben in der Stadt Marawi gewütet.
- Jetzt bombardierte die philippinische Luftwaffe in der Umgebung von Marawi im Nordwesten Mindanaos mutmassliche Stützpunkte der Aufständischen. Vermutet werden dort noch rund 40 bewaffnete Islamisten.
Die philippinische Armee sprach von «sehr präzisen Luftangriffen» auf die mutmasslichen Rebellenstellungen. Zugleich durchkämmten Soldaten Strassen und Häuser, um die islamistischen Kämpfer ausfindig zu machen.Laut der Armee wurden in der Stadt 31 Aufständische getötet. Marawi ist die einzige Stadt der Philippinen, die überwiegend von Muslimen bewohnt ist. Sie ist auch das islamische Zentrum des Südens des Inselstaats.
Die Bevölkerung war zuvor aufgefordert worden, die Gegend zu verlassen. Wegen der andauernden Kämpfe flohen bereits mehrere tausend Menschen aus der Stadt Marawi, wo rund 200'000 Menschen wohnen.
Kriegsrecht für 60 Tage
Präsident Duterte legte den Erlass zur Verhängung des Kriegsrechts am Donnerstag beiden Kammern des Parlaments vor. Der Kongress wird sich aber erst am Montag damit befassen.
Das Kriegsrecht auf Mindanao gilt zunächst für 60 Tage. Duterte hat aber schon angedeutet, dass es verlängern will und allenfalls auf das ganze Land ausgeweitet werden könnte. Duterte begründete das Kriegsrecht auch damit, dass er verhindern wolle, dass der IS auf den Philippinen Fuss fasst.
Enthauptung und Geiselnahme
Bei den Gefechten zwischen Rebellen und Regierungstruppen gab es seit Dienstag laut den Behörden 33 Tote, darunter fünf Soldaten und zwei Polizisten. Rund 100 bewaffnete Rebellen brannten Häuser nieder, darunter zwei Schulen und eine katholische Kirche. Dort nahmen sie den Pfarrer und mehrere Kirchgänger als Geiseln. Der örtliche Polizeichef wurde enthauptet. Dann zogen die Islamisten mit Fahnen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) durch die Strassen. Zuverlässige Zahlen, wie viele Zivilisten getötet wurden, gibt es keine.
Wegen der Kämpfe sind in Marawi viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen geschlossen. Stadtpräsident Majul Gandamra sagte im Radio: «Die Leute haben Schwierigkeiten, an Wasser und Nahrung zu kommen.»
Vize-Gouverneur Mamintal Adiong spricht von einem «Massen-Exodus» aus Marawi. Die meisten Einwohner flüchten in überladenen Fahrzeugen in die nördlich gelegene Grossstadt Iligan.
Terrorguppen Maute und Abu Sayyaf
Die meisten Aufständischen gehören zu einer lokalen Terrorgruppe namens Maute, die dem Islamischen Staat (IS) Treue geschworen hat. Darunter sind aber auch Mitglieder der Terrorgruppe Abu Sayyaf, die seit vielen Jahren Ausländer entführen und für diese Lösegeld fordern.
Die Gefechte in der Stadt Marawi begannen, nachdem Sicherheitskräfte ein Haus angriffen, in dem sie Isnilon Hapilon vermuteten, einen Kommandanten der Abu Sayyaf. Fahndern zufolge will dieser alle Gruppen vereinen, die dem IS die Treue schwören. Die USA haben auf Hapilon ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt.