Darum geht es: In den vergangenen Monaten häuften sich in Deutschland gewalttätige Vorfälle, die der sogenannten Mocro-Mafia zugerechnet werden. Die organisierten Verbrecherbanden wuchsen ursprünglich in der niederländisch-marokkanischen Gemeinschaft heran und machen ihr Geld vor allem mit dem Schmuggel von Cannabis, aber auch harten Drogen wie Kokain und Heroin.
Extreme Gewalt: Die Mocro-Gruppierungen rivalisieren sich mit Blick auf die riesigen Gewinne auch gegenseitig und sind berüchtigt für extreme Gewalt: Folterungen, Entführungen, Erschiessungen und Enthauptungen sind keine Ausnahme. In Erinnerung etwa der Kriminalreporter Peter R. de Vries, der im Juli 2021 auf offener Strasse in Amsterdam niedergeschossen wurde und neun Tage später verstarb.
Die Befürchtung: Die Anzeichen verdichten sich, dass die Mocro-Mafia ihre Geschäfte auf Deutschland ausweitet, mit Blick auf die riesigen Gewinnspannen. Bereits ist von einer «neuen Dimension» die Rede, wobei die Banden vermehrt auch mit deutschen Drogenhändlern in Konflikt geraten. So sollen einheimische Dealer der Mocro kürzlich 300 Kilogramm Marihuana gestohlen haben. Als Vergeltung gingen Sprengsätze in mehreren Städten hoch. Im Fall einer Geiselnahme kamen zwar die Geiseln frei, doch die Mocro-Täter musste man ziehen lassen: Die Polizei war offenbar derart schwer bewaffnet, dass unverhältnismässige Kollateralschäden entstanden wären.
Die Polizei: Solche Vorfälle erwecken den Eindruck, dass die Polizei machtlos agiert und sich nicht mehr getraut, Verbrecher festzunehmen. Die teils extreme Gewalt schockiert die Menschen zusätzlich, wie SRF-Korrespondent Stefan Reinhart in Berlin berichtet. Etwa in dem Fall, wo ein Mann vor den Augen seiner Frau beinahe zu Tode gefoltert wurde.
Die Drogenpolitik: Die Politik reibt sich mittlerweile die Augen, welch unfassbare Welle der Gewalt da offenbar auf Deutschland zurollt. Die Drogenkriminalität ist ein altes Thema der CSU. Seit Kurzem auch für die CDU, die mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz wieder ganz vorn mit dabei ist, wenn es darum geht, die Cannabis-Legalisierung unter der Ampelregierung von SPD-Kanzler Olaf Scholz anzuprangern. Falls er Kanzler wird, will er das Gesetz rückgängig machen.
Das Versäumnis: Da es die Regierung bei der Cannabis-Legalisierung versäumte, legale Beschaffungswege anzubieten, steht sie nun vor der Kritik, all diese Dämonen angelockt zu haben. Denn Cannabis kann in Deutschland weiterhin nicht legal erworben werden. Davon profitieren die kriminellen Strukturen der Drogenhändler. Dabei geht es um rund 400 Tonnen Cannabis, das in Deutschland pro Jahr konsumiert wird. Da mischt die Mafia gern mit, solange das Bedürfnis befriedigt werden kann.