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Kriminalität in Frankreich Bandenkrieg in Dijon: Polizei war schlechter bewaffnet

Brennende Autos, Kämpfe im Stadtzentrum: Die Sicherheitsbehörden in Frankreich hinterlassen ein unrühmliches Bild.

Die Aktion der französischen Anti-Terroreinheit betrifft die Region Burgund-Franche-Comté, vor allem die beiden Städte Dijon und Besançon. Dabei wurden nach Angaben französischer Medien fünf Männer in Haft genommen, ein sechster wurde nach der Einvernahme wieder entlassen. Die französische Staatsanwaltschaft ermittelt offenbar wegen versuchten Mordes durch organisierte Banden.

Die festgenommenen Männer sollen Mitglieder der tschetschenischen Gemeinde aus ganz Frankreich zum Kampf nach Dijon aufgerufen haben. Ob es sich um einen Rachefeldzug für die Misshandlung eines tschetschenischen Jugendlichen handelte oder um einen Bandenkrieg, die genauen Motive scheinen noch immer unklar.

Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt

Es begann mit Kämpfen im Stadtzentrum von Dijon, dann verlagerten sich die Auseinandersetzungen ins Aussenquartier «Les Grésilles», einem der schwierigen Bezirke der Stadt. Container wurden in Brand gesetzt, Autos wurden angegriffen.

Offenbar hatte der französische Sicherheitsdienst die Vorbereitungen nicht auf dem Radar, wie Frankreichs Innenminister Christophe Castaner am Mittwoch im Senat bestätigte.

Und die Polizei sei nicht in der Lage gewesen, auf die Gewalt zu reagieren. Auch nachdem die tschetschenischen Schläger Dijon verlassen hatten, dauerten die Unruhen an. Quartierbewohner berichteten im französischen Fernsehen, dass sie aus Angst ihre Wohnung während Tagen kaum verlassen konnten.

Polizei mischte sich nicht ein

Ein Polizeigewerkschafter begründete, warum sich die Polizei mangels genügender Kapazitäten nicht in die Kämpfe zwischen den Banden eingeschaltet hatte. Die Banden seien deutlich stärker bewaffnet gewesen.

Die Unruhen in Dijon haben die Diskussion um die Sicherheit im öffentlichen Raum in Frankreich neu lanciert. Die Sicherheitskräfte hätten die Lage nicht mehr im Griff, sagt die Opposition. Präsident Macron sei ein Präsident der Unordnung.

Innenminister unter Druck

Im Zentrum der Diskussion steht allerdings Innenminister Castaner. Er versprach im Senat, der Staat werde keinen Quadratmeter öffentlichen Bodens aufgeben.

Der Innenminister steht dabei gleich von zwei Seiten unter Druck: Als oberster Polizist Frankreichs hatte er sich bereits vor einer Woche bei seinen Truppen unbeliebt gemacht, als er deren harte Praktiken bei Verhaftungen kritisierte und ein gnadenloses Vorgehen gegen rassistische Tendenzen in der Polizei ankündigte.

Rendez-vous vom 18.06.2020

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