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Krise am Golf «Man will Katar auf Linie bringen»

Die Allianz arabischer Staaten gegen Katar erhöht den Druck: Das Land habe 13 Forderungen zu erfüllen, bevor das Embargo aufgehoben werde. Experten sehen darin vor allem den Versuch von Saudi-Arabien, seine Vormachtstellung in der Region auszubauen.

Mehr als zwei Wochen dauert nun schon der Boykott Katars durch Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Doch nach den ersten Panikkäufen herrscht in Katar wieder normaler Alltag. Statt saudische Produkte bieten die Supermärkte ein türkisches oder iranisches Sortiment an.

Die wichtigsten Punkte

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Katar soll unter anderem seine Beziehungen zum Iran einschränken, die türkischen Soldaten aus dem Land ausweisen und den Fernsehsender Al-Dschasira schliessen. Zuem dürften Terroristen oder extremistische Individuen nicht mehr von Katar finanziert werden und alle in einer Liste aufgeführten Terroristen müssten ausgeliefert werden.

Katars eigene Aussenpolitik irritiert

Doch von Normalität ist man weit entfernt. Katars Gegner erhöhen den Druck, denn Saudi-Arabien will seinen Erzfeind Iran schwächen, meint Nahostexperte Roland Popp, von der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik ETH Zürich. Man müsse sich das Ganze in einem grösseren Kontext anschauen.

«Saudi-Arabien war immer wieder von der Tatsache irritiert, dass Katar eine eigenständige Aussenpolitik hatte und gute Beziehungen zum Iran unterhielt.»

So gehe es jetzt in erster Linie darum, den Iran weiter zurückzudrängen und zu isolieren. «Und ein wichtiger Schritt hin zu dieser Isolation ist es, Irans Beziehung zu Katar zu unterbinden.»

Zwischenfälle - oder Krieg?

Das kleine Land Katar wird sich kaum auf einen Krieg mit seinen arabischen Nachbarn einlassen, ist Popp überzeugt. «Ich glaube nicht, dass es zum militärischen Konflikt mit Katar kommt.» Zu viele Faktoren würden dagegen sprechen.

«Aber wir haben vermehrt Zwischenfälle im Persischen Golf, wir haben eine Beteiligung all dieser Akteure im syrischen Bürgerkrieg und das kann dann durchaus überspringen auf die grössere Region und zu einem grossen konventionellen Krieg führen zwischen Iran und Saudi-Arabien.»

Nicht abzuschätzen ist, wie lange Katar der Blockade trotzen kann, denn die Wirtschaft des Landes gerate immer stärker unter Druck, erklärt Popp: «Ich glaube, man spielt noch eine Weile lang ‹Cowboy›, die sich gegenüberstehen, und es kommt darauf an, wer zuerst zieht.» Gegenwärtig ziehe aber niemand.

Popp könnte sich vorstellen, dass mit der Zeit der Druck, eine diplomatische Lösung zu finden, grösser wird und es damit zu einer Art Kompromiss kommt. «Aber ich rechne dennoch mit einem Einknicken der Katarer in ganz wesentlichen Punkten.»

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