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Kritik wegen KI Wie ChatGPT Schwedens Premier ins Straucheln bringt

Ulf Kristersson nutzt für seine Arbeit künstliche Intelligenz – und erntet dafür Kritik.

Was ist passiert? Der schwedische Premier Ulf Kristersson erklärte jüngst in einem Interview, dass er für seine Arbeit künstliche Intelligenz benutze. ChatGPT helfe ihm vor allem dabei, «eine Zweitmeinung» einzuholen und Perspektiven abzuwägen. Ausserdem müsse er als Premier regelmässig grosse Mengen an Daten verarbeiten. Solche Dienste würden ihm dabei helfen. Auch seine Kollegen in der Regierung nutzen diese Dienste.

Was ist die Kritik? In der schwedischen Boulevardpresse kam diese Aussage überhaupt nicht gut an. So wurden Bedenken zur Sicherheit laut. Bildet es ein Sicherheitsrisiko, wenn ausländische KI zum Teil Meinungen zu heiklen politischen Fragen und Geschäften abgeben kann? Und hat die Regierung überhaupt Kapazität, ihr Amt auszuführen? Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann sagt: «Es verstärkt das Bild der Leichtsinnigkeit, auch ein bisschen der Ahnungslosigkeit des Ministerpräsidenten. Und das für einen Politiker, der jetzt ein EU- und Nato-Land führen soll und in diesem Moment auch gerade bei der Sicherheitspolitik eine ganz heikle Rolle einnimmt.»

Mann spricht bei NATO-Pressekonferenz vor blauem Hintergrund.
Legende: Der schwedische Premier muss aktuell viel Kritik einstecken. EPA/JONAS ROOSENS

Ist das die erste Krise für Kristersson? Ulf Kristersson bewies schon eine ungeschickte Hand bei der Berufung eines nationalen Sicherheitsberaters – ein neues Amt, das er nach dem Nato-Beitritt Schwedens installieren wollte. Die ersten beiden Amtsinhaber mussten sehr schnell wieder zurücktreten. Der eine hatte sein Diensthandy auf einer ausländischen Botschaft schlicht vergessen und der andere hatte auf einer Dating-App freizügige Fotos von sich selbst publiziert.

Das zeigt, dass der Umgang mit diesen Technologien in der Regierung Schwedens und von Kristersson nicht gerade Modellcharakter hat.
Autor: Bruno Kaufmann Nordeuropa-Korrespondent

Ausserdem gaben auch seine Leibwächter zu reden: Bei Auslandsreisen hätten diese ihn bei der Jogging-Tour bewachen sollen. Gleichzeitig aber zeigten sie auf einer Running-App, wo Kristersson überall schon gejoggt ist. «Das zeigt, dass der Umgang mit diesen Technologien in der Regierung Schwedens und von Kristersson nicht gerade Modellcharakter hat», bilanziert Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann.

Hat Schweden keine KI-Regelungen? Nein. «Und das ist ein weiteres Minenfeld für Kristersson», sagt Bruno Kaufmann. Bislang hat Schweden bei der Regelung von künstlicher Intelligenz bewusst eine sehr zurückhaltende Rolle eingenommen. Das Land kritisierte auch die EU-Regeln dazu und sagte, dass sie für die KI-Branche zu einschränkend wären und man sich einen offeneren Zugang wünsche.

Dieses Interview könnte vielleicht sogar zu einem konservativeren Umgang führen.
Autor: Bruno Kaufmann Nordeuropa-Korrespondent

Im Moment läuft in Schweden eine Vernehmlassung zu einem neuen KI-Gesetz, das den liberaleren schwedischen Zugang unterstreichen soll. «Dieses Interview könnte nun Auswirkungen auf die Vernehmlassung haben und vielleicht sogar zu einem konservativeren Umgang führen», so der Nordeuropa-Korrespondent.

Hat das Folgen für den Premier? «Es ist für Kristersson jetzt schon die dritte Krise, die zeigt, dass die neuen Technologien durchaus positiv bewertet werden von der Regierung, sie aber selber Mühe hat, damit wirklich gezielt umzugehen», so Kaufmann. Nach den Lecks beim Sicherheitsberater und nach dem Leibwächterskandal jetzt also dieses Interview. «Das könnte sich, vor allem auch mit Blick auf die Wahlen im nächsten Jahr, vielleicht doch noch als Hypothek erweisen», sagt Kaufmann.

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SRF 4 News, 7.8.2025, 16:47 Uhr ; 

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