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Künstliche Intelligenz China gibt alles im Rennen um die Technologie der Zukunft

Shenzhen, die Nachbarstadt von Hongkong, ist der absolute Hotspot für die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Mit Innovationsparks will die Regierung Talente anlocken und fördern. Wie zum Beispiel das Start-up GJS.

Die Firma ist gerade mal vier Jahre alt und entwickelt intelligente Game-Roboter. Deren eingebaute Kamera erkennt die Gamer und soll bald auch die Gesichtsausdrücke der Spieler lesen können. Das Ziel: Der Roboter weiss dann, wann ein Gegner wütend oder müde ist und kann immer mehr Spielzüge voraussagen.

Das Start-up gehört bereits zur Weltspitze – auch dank staatlicher Hilfe. «Die Unterstützung ist grossartig», sagt Zhao Junjian, Gründer und Konzernchef von GJS. »Wir haben von der Regierung Startkapital bekommen. Das besteht nicht nur aus Bargeld, sondern zum Beispiel auch aus einem Büro.»

Fingerabdruck war gestern

Chinas digitale Ambitionen sind staatlich gelenkt. Die Hilfe von oben unterstützt nicht nur die kleinen Start-ups, sondern auch die ganz grossen Unternehmen. Zum Beispiel auch den international bekannten Handyhersteller Huawei, der in Shenzhen einen riesigen Campus gebaut hat.

Wer künstliche Intelligenz entwickelt, um damit die Bürger zu überwachen, hat in China mehr Freiheiten als im Westen. Der Vizepräsident der Kommunikationsabteilung von Huawei, Winter Wright, präsentiert die letzte Errungenschaft: Gait Recognition. «Das erkennt Sie anhand Ihres Ganges, sogar wenn Sie eine Mütze oder eine Maske tragen. Die Art und Weise, wie Sie gehen, ist genauso einzigartig wie Ihr Fingerabdruck.»

Auf künstliche Intelligenz zur Bürgerüberwachung hat sich auch die Firma «Face++» spezialisiert. Millionenfach sind die Kameras der Firma schon heute im Einsatz. Wer einmal im System ist, wird sofort wiedererkannt. Jede verdächtige Person wird innert Sekunden der Polizei gemeldet.

Traum von Cyber-Herrschaft und sozialer Kontrolle

An solchem Know-how ist auch Chinas Regierung interessiert. Private Unternehmen und Staat sind in China oft eng verknüpft. Die Regierung hat nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern auch ein politisches Ziel. Sie will zur führenden Wissenschafts- und Technologiegrossmacht werden. Das ist das Resultat einer neuen Studie des Mercator Institute for China Studies (Merics) in Berlin.

Die Merics-Studie zum Nachlesen

«Insbesondere die zivil-militärische Integration steht seit 2014 auf der nationalen Agenda von Staatschef Xi Jinping. So will China in Dual-Use-Technologien und Quanten-Kryptografie die Führung übernehmen, seine Cyber-Kriegsführungsfähigkeiten vorantreiben und künstliche Intelligenz auch als Waffe einsetzen», heisst es in der Merics-Studie.

China wolle zudem seine Vision von Cyber-Herrschaft und sozialer Kontrolle umsetzen. Dazu gehöre das staatliche Bonitätssystem, das Bürgern Punkte für erwünschtes Verhalten vergibt und umgekehrt für unerwünschtes Verhalten abzieht.

China und USA gehen voran – Europa schläft

Im Bereich Künstliche Intelligenz habe China im vergangenen Jahr rund 30’000 Patente angemeldet, zweieinhalb Mal so viel wie die USA, so die Merics Studie. Die Volksrepublik gelte bereits als der führende digitale Marktplatz und beheimate ein Drittel aller Start-ups mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde Dollar.

Was aber heisst das für Europa? Die Merics-Studienautorinnen warnen: Die EU habe derzeit kein europäisches Ökosystem für Innovation und trete gegenüber China nicht mit einer Stimme auf. Europa müsse in den digitalen Schlüsseltechnologien aufholen, sonst drohe es zwischen China und den USA zerrieben zu werden.

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