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Land im Ausnahmezustand So beeinflussen die Unruhen in Ecuador den Tourismus

Nächtliche Ausgangssperren und zunehmende Gewalt. Die angespannte Lage in Ecuador betrifft auch den Tourismussektor.

Bewaffnete Männer stürmen das Set eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders und ein berüchtigter Drogenboss ist auf freiem Fuss. In Ecuador herrscht zurzeit Ausnahmezustand. Kriminelle Banden verübten im kleinen Land an der Westküste Südamerikas am Mittwoch Anschläge mit mindestens acht Toten.

Der Präsident Ecuadors, Daniel Noboa, spricht derzeit von einem «internen bewaffneten Konflikt». Wegen Auseinandersetzungen zwischen Banden in Gefängnissen hatte die Regierung erst am Montag den Ausnahmezustand verhängt und nächtliche Ausgangssperren angeordnet. Für 60 Tage wird das Militär auf den Strassen und in den Gefängnissen eingesetzt.

Ecuador wird immer wieder von Unruhen heimgesucht. Doch das südamerikanische Land zieht auch immer mehr Touristen an. So machte die Branche 2023 ungefähr 4.4 Prozent des Bruttoinlandproduktes von Ecuador aus. Die derzeitige Situation helfe dem Tourismus von Ecuador sicher nicht, so Teresa Delgado, Südamerika-Korrespondentin von SRF. «Eine nächtliche Ausgangssperre, immer wieder Schiessereien, Militärpräsenz, Drogenkartelle ausser Rand und Band. All das wird Touristinnen und Touristen abschrecken», sagt Delgado.

Militär auf der Strasse.
Legende: Das Militär zeigt in den Strassen von Ecuador seine Präsenz. Mit einem ausgerufenen Ausnahmezustand versucht der ecuadorianische Präsident, die Unruhen in den Griff zu bekommen. Keystone/ Jose Jacome

Wie viel Touristen vor Ort von den Unruhen mitbekommen, sei schwierig zu sagen, so Delgado. «Ein Grossteil der Touristen dürfte auf die Galapagosinseln fliegen – abseits der Unruhen.» In Guayaquil, dem Epizentrum der Gewalt, habe es in letzter Zeit einen Hotel-Boom gegeben. Die Hotels seien aber oft leer. «Man vermutet, dass Drogenkartelle diese Hotels bauen, um ihr Geld zu waschen.»

EDA gibt Reisehinweise

In der Schweiz wird die Situation vor Ort beobachtet. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verfolge die Situation in Ecuador und stehe in Kontakt mit der Botschaft, so Elisa Raggi, Medienverantwortliche des EDA. «Derzeit sind keine besonderen Massnahmen für Schweizer Staatsangehörige vorgesehen», sagt Raggi. Auf seiner Webseite stellt das EDA Reisehinweise für Ecuador zur Verfügung.

Schweizer Reisebüros sind sich der angespannten Lage im südamerikanischen Land bewusst. Reiseanbieter Globetrotter hat seine Kundinnen und Kunden informiert und auf die Meldung des EDA verwiesen. «Von einer Reise nach Ecuador raten wir noch nicht ab», so Sandra Studer, Medienverantwortliche von Globetrotter. Sie würden die Lage in Ecuador weiterhin beobachten und sich an die Anweisungen des EDA halten.

Nicht unmittelbar betroffen

Auch Hotelplan Group beobachtet die Situation laufend und steht in engem Kontakt mit Partnern vor Ort. «Wir beraten unsere Kundinnen und Kunden bezüglich Reiseroute und raten ihnen, die Anweisungen der lokalen Behörden zu befolgen und sich laufend über die Situation zu informieren», sagt Julia Ochsner, Medienverantwortliche von Hotelplan Group.

Der Anbieter Brasa Reisen AG, der sich auf Lateinamerika spezialisiert hat, rät ebenfalls noch nicht von Reisen nach Ecuador ab. Sie würden Buchungen auf Anfrage anpassen, so Reto Kindlimann, Geschäftsführer von Brasa Reisen AG. Doch: «In Lateinamerika kommen solche Unruhen immer wieder vor. Von diesen sind die meisten Reisenden nicht unmittelbar betroffen», so Kindlimann.

Bei allen befragten Reiseanbietern wurden bisher noch keine Buchungen storniert. Dass die Lage in Ecuador sich negativ auf den Tourismus auswirkt, könnte aber mit den andauernden Unruhen je länger je mehr Realität werden.

Tagesschau, 10.01.2024, 19:30 Uhr

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