Kopenhagen gehört zu den nachhaltigsten Städten der Welt. Gemäss dem jüngsten «Global Destination Sustainability»-Index nimmt die dänische Hauptstadt nach Göteborg in Schweden und Oslo in Norwegen den dritten Platz ein. Wichtige Gründe dafür sind die grossenteils fossilfreie Energieversorgung und einer der höchsten Veloanteile im Pendlerverkehr weltweit.
Nun sollen auch die Besucherinnen und Besucher von ausserhalb, die in immer grösserer Zahl den Weg nach Kopenhagen finden, zur hohen Lebensqualität am Öresund beitragen.
Copenpay
Mit touristischen Zuwachsraten von 30-40 Prozent pro Jahr droht Kopenhagen nämlich ein Schicksal, unter dem Destinationen wie Venedig oder Barcelona schon lange leiden: schädlicher Übertourismus.
Versuch mit nachhaltigem Tourismus
Am Montag startet die dänische Hauptstadt ein Pilotprojekt für nachhaltigen Tourismus mit dem Namen Copenpay. Dieses zielt gemäss einem Sprecher der Stadtbehörden nicht darauf ab, mehr Besucherinnen und Besucher anzulocken – 2023 kamen fast zehn Millionen – sondern diejenigen vor Ort zu nachhaltigen Handlungen zu motivieren.
Konkret beteiligen sich an diesem ersten Versuch, der bis zum 11. August dauert, 24 verschiedene Serviceanbieter in der ganzen Stadt. Ein Restaurant offeriert allen, die zu Fuss oder mit dem Velo ankommen, ein kostenloses Frühstück, in einem Park gibt es am Nachmittag Gratis-Apéro für alle, die zuvor einen Sack voll mit Abfällen abgeliefert haben.
Wer in einem öffentlichen Stadtgarten beim Unkrautjäten mithilft, erhält eine Portion frisches Gemüse auf den Weg. Und wer bei einer Kajaktour im weitläufigen Hafen der dänischen Hauptstadt Plastikabfälle einsammelt, muss für die Miete des Kanus nichts bezahlen.
Anreise nicht berücksichtigt
Kopenhagen hofft, so wird betont, dass die gute Stimmung der vielen Besucherinnen und Besucher durch das neue Programm noch besser wird und die Ortsbevölkerung den Tourismus nicht als Belastung, sondern als Bereicherung wahrnehmen kann.
Dabei wird beim Nachweis der guten Taten und der Aushändigung von Auszeichnungen und Gutscheinen in der Testphase ganz auf die individuelle Verantwortung und die Ehrlichkeit aller Beteiligten gesetzt. Die grösste dänische Stadt hofft zudem, nach einer ersten Auswertung «Copenpay» zu einem ständigen Programm zu machen, das auch in anderen Destinationen weltweit zum Einsatz kommen kann.
Ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Tourismus wird jedoch bei Copenpay noch nicht berücksichtigt: die Art und Weise des Anreisens. Dies ist ein Mangel des Projekts, aber auch eine Schwäche der Nachhaltigkeit. Denn während der Hauptbahnhof Kopenhagen in den letzten Jahrzehnten stetig an Marktanteilen beim internationalen Reiseverkehr eingebüsst hat, hat der internationale Flughafen Kastrup ebenso kontinuierlich zugelegt.