Zum Inhalt springen

Letzter Sowjet-Staatschef tot Die grössten Momente von Michail Gorbatschow

Er galt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges: Michail Gorbatschow. Der Politiker starb im Alter von 91 Jahren. Ein Rückblick in Bildern auf das Leben des Friedensnobelpreisträgers.

2. März 1931: Geburt im nordkaukasischen Dorf Priwolnoje (Region Stawropol). Der Sohn eines Kolchose-Bauern arbeitet zunächst als Mähdreschermechaniker. Für den Wehrdienst ist er untauglich.

1950: Jura-Studium an der Lomonossow-Universität in Moskau. Dort lernt Gorbatschow seine spätere Frau Raissa Maximowna, geb. Titarenko (1932 – 1999) kennen. Aus ihrer Ehe stammt Tochter Irina.

Michail Gorbatschow am Pariser Platz in Berlin, im Hintergrund das Brandenburger Tor.
Legende: In Ostdeutschland wird Michail Gorbatschow besonders verehrt, da er dem Volk vor mehr als drei Jahrzehnten die Freiheit brachte. Dieses Bild des letzten Staatspräsidenten der Sowjetunion entstand 2014. KEYSTONE | DPA Jens Kalaene

1952: Nach dem Beitritt zur Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) folgt eine steile politische Karriere. Michail Gorbatschow wird 1971 Mitglied des Zentralkomitees und 1980 rückt er ins Politbüro auf. Als Repräsentant des Obersten Sowjets gestaltet er die Politik des Kreml mit.

Gorbatschow und Reagan schütteln sich die Hand in Genf.
Legende: Aussenpolitisch betrieb Gorbatschow eine Entspannungsdiplomatie, die zur Verbesserung der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen und zur Beendigung des Kalten Krieges führte. Das Bild zeigt Gorbatschow 1985 mit dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan bei ihrem Treffen in Genf. imago images | Ronald Reagan Library | Everett Collection

11. März 1985: Gegen den Widerstand der kommunistischen Altkader wird Gorbatschow mit 54 Jahren zum zweitjüngsten Generalsekretär der Kommunistischen Partei in ihrer Geschichte gewählt. Er leitet eine historische Reformpolitik von «Glasnost» (Offenheit) und «Perestroika» (Umgestaltung) ein.

Mitglieder des Politbüros wählen per Handzeichen.
Legende: Dezember 1988: Mitglieder des sowjetischen Politbüros wählen zuerst den sowjetischen Präsidenten Andrei Gromyko ab (unterste Reihe in der Mitte). Gorbatschow (unterste Reihe rechts) wird danach zum neuen Staatspräsidenten gewählt. KEYSTONE | AP Photo Boris Yurchenko

1988: In einer Rede vor den Vereinten Nationen (UNO) in New York kündigt Gorbatschow einseitige Abrüstungsschritte an. Das Echo darauf ist weltweit positiv. Zudem zieht er nach einem zehnjährigen militärischen Fiasko die sowjetischen Truppen aus Afghanistan zurück.

Gorbatschow und Reagan unterzeichnen den Vertrag.
Legende: Abrüstung war für Gorbatschow ein zentrales Thema. Er wollte damit auch die hohen Kosten für die sowjetische Rüstungsindustrie und das Militär reduzieren. Im Bild: Gorbatschow und Ronald Reagan unterzeichnen 1987 den Washingtoner Vertrag zur Vernichtung nuklearer Mittelstreckenraketen. Reuters | Tim Heritage

7. Oktober 1989: Bei einem Besuch in Ostberlin nimmt Gorbatschow als Ehrengast am Staatsfeiertag der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) teil und spricht sich für die Unvermeidbarkeit von Reformen aus. Er soll die Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) um Erich Honecker gewarnt haben: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.»

Gorbatschow umarmt und küsst Erich Honecker
Legende: Letzter Bruderkuss: Im Oktober 1989 nimmt Gorbatschow am 40-Jahr-Jubiläum der DDR teil. Dabei entstand angeblich seine berühmte Formulierung «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben». Keystone | EPA WOLFGANG KUMM

16. Juli 1990: Michail Gorbatschow stimmt im Kaukasus bei einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) der deutschen Wiedervereinigung zu und wird somit zum Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges.

Kohl stösst mit Gorbatschow und Genscher an.
Legende: Helmut Kohl (links) stösst mit Michail Gorbatschow (rechts) und dem damaligen deutschen Aussenminister Hans-Dietrich Genscher an. Das Bild entstand im November 1990. REUTERS Staff Files

1990: Gorbatschow, der nun offiziell den Amtstitel Präsident der Sowjetunion trägt, erhält den Friedensnobelpreis. Das Staatsoberhaupt spiele eine führende Rolle im Friedensprozess, begründet das Nobel-Komitee seine Wahl.

1991: Gorbatschow übersteht zwar einen Putsch von Parteifunktionären. Aber immer mehr Sowjetrepubliken sagen sich von Moskau los. Daraufhin tritt Gorbatschow am 25. Dezember als Präsident zurück.

Gorbatschow und Jelzin am Rednerpult.
Legende: Gorbatschow gerät in den 1990er Jahren zunehmend unter Druck. Ein gegen ihn gerichteter Putsch konservativer Politiker und Militärs im August 1991 scheiterte am energischen Widerstand der politischen Opposition um Boris Jelzin (rechts), dem Präsidenten der Russischen Föderation. Keystone | AP Photo Boris Yurchenko

1992: In Moskau nimmt die Gorbatschow-Stiftung ihre Arbeit auf. International bleibt der ehemalige Präsident ein gefragter Diskussionsgast. In der russischen Tagespolitik ist seine Stimme über viele Jahre kaum zu vernehmen. In der Ukraine-Krise meldet er sich wieder häufiger zu Wort.

Gorbatschow schüttelt dem Papst die Hand.
Legende: Der Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow trifft im November 2000 auch Papst Johannes Paul II. Reuters/EPA/Vatican Pool

2001–2009: Gorbatschow engagiert sich im Petersburger Dialog, einem zivilgesellschaftlichen Forum zwischen Deutschland und Russland.

Juni 2006 : Gorbatschow übernimmt zusammen mit dem Abgeordneten und Geschäftsmann Alexander Lebedew 49 Prozent der Zeitung «Nowaja Gaseta», die sich mit investigativem Journalismus und kritischen Berichten zum Tschetschenien-Konflikt einen Namen gemacht hatte.

(Mit Daten des Archivs Munzinger.)

SRF Dok «Gorbatschow – Der Weltveränderer»

Box aufklappen Box zuklappen

Anlässlich des Todes von Gorbatschow sendet SRF 1 heute Abend um 23 Uhr einen Dok-Film über sein Leben.

SRF 4 News, 30.08.2022, 23:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel