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Lohnkürzung trifft Tausende Genfer UNO-Personal im Streik

Umstrittene Kaufkraftvergleiche zwischen den Hauptstandorten und immer mehr befristete Arbeitsverträge sorgen für Ärger.

Ein aussergewöhnlicher Streiktag: Ein Teil der rund 10'000 Angestellten der Vereinten Nationen in Genf ist aus Unmut über geplante Lohnkürzungen von 7,5 Prozent in einen eintägigen Streik getreten. Die Einbusse entspricht praktisch einem Monatsgehalt. Am Vortag hatten fast 90 Prozent von über 1100 Befragten dafür gestimmt, heute zu Hause zu bleiben. Dies gab die Personalkommission bekannt. Wie grossräumig der Streik befolgt wird, dürfte sich erst im Verlauf des Tages zeigen. Zu den Veranstaltungen und Aktivitäten, die am europäischen UNO-Hauptquartier ins Wasser fallen, gehört unter anderem ein geplantes Treffen des Menschenrechtsrats.

Bei den Vereinten Nationen in Genf ist ein Arbeitskampf im Gang.
Legende: Bei den Vereinten Nationen in Genf ist ein Arbeitskampf im Gang. Keystone

Eine umstrittene Kommission: Im vergangenen Jahr konnten die UNO-Angestellten Lohnkürzungen mit Protestaktionen noch abwenden. Nun flammt das Thema wieder auf. Die UNO möchte die Löhne in Genf kürzen und stützt sich dabei auf eine so genannte internationale Kommission für den öffentlichen Dienst. Es ist ein beratendes Gremium der Vereinten Nationen, das regelmässig Lohnvergleiche zwischen den Standorten Genf, New York und Wien vornimmt. Laut Kommission ist die Kaufkraft der UNO-Mitarbeiter in New York gesunken, womit aus Gerechtigkeitsgründen auch die Kaufkraft der rund 10'000 Angestellten in Genf sinken soll. Das sei für die Mitarbeiter schwer zu akzeptieren, denn die Lebenshaltungskosten in Genf seien nach wie vor sehr hoch, erklärt der diplomatische Korrespondent von SRF, Fredy Gsteiger.

Die Löhne bei der UNO: Die UNO ist in der Tat unter Spardruck, denn es gibt einige Länder wie die Vereinigten Staaten, die ihre Beiträge tendenziell zurückfahren wollen und kaum Länder, die mehr für die UNO bezahlen wollen. Gleichzeitig wachsen die Aufgaben der UNO. Entsprechend habe diese ein gewisses Interesse daran, die Kaufkraftvergleiche so zu interpretieren, dass nicht die Löhne in New York angehoben, sondern am zweitwichtigsten Standort Genf gesenkt werden, erklärt Gsteiger. Die UNO sei zwar grundsätzlich ein durchaus attraktiver Arbeitergeber. Die Gehälter sind zwar nicht so exorbitant, wie vielleicht manche meinten. Aber sie seien ganz ordentlich und zudem steuerbefreit, auch wenn gewisse Angaben intern anfielen.

Streik bei der UNO.
Legende: Keine Sitzung: Der Ausstand am europäischen UNO-Hauptquartier hat direkte Folgen. Keystone

Vermehrt befristete Arbeitsverträge: Nach Aussagen der Angestelltenverbandsvertreter geht es nicht nur um Löhne, sondern auch um die Rückkehr zu stabileren Beschäftigungsverhältnissen. Ebenso möchten die UNO-Mitarbeitenden Gehaltsverhandlungen, wie das in jedem normalen Betrieb üblich ist. Also nicht nur einfach Gehälter und Lohnbeschlüsse vorgesetzt bekommen von einer eher undurchsichtigen Kommission. Dass die UNO ihren Ruf als attraktiver Arbeitgeber verlieren könnte, sei in Einzelfällen bereits heute zu spüren, sagt Gsteiger.

Düstere Prognose: Es wird nach Einschätzung von Gsteiger also zunehmend schwieriger, dass die UNO ihre Arbeit künftig noch machen kann. Denn gerade an den Standorten wie Genf oder New York hätten die Angestellten dank guter Arbeitslage Alternativen. In Nairobi beispielsweise werde die UNO dagegen auf absehbare Zeit ein interessanter Arbeitgeber bleiben. Mittelfristig ist das Hauptproblem der UNO, dass ihre Budgets mit den aufgebürdeten Aufgaben nicht mehr Schritt halten können. «Die UNO wird damit nicht mehr alles gut und in hinreichender Qualität tun können», erklärt Gsteiger.

Audio
Fredy Gsteiger zum Streik bei der UNO in Genf
aus SRF 4 News aktuell vom 16.03.2018.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 27 Sekunden.

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