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Lohnverzicht in Corona-Krise «Fans stören sich daran, wenn Stars jetzt Millionen kassieren»

Wie es sportlich in Sachen Fussball weitergeht, ist offen. Derzeit ruhen alle Spielbetriebe – sowohl in den nationalen Meisterschaften wie auch in der Champions League und bei den Nationalmannschaften. Wegen der Corona-Krise verzichten jetzt einzelne Fussballer auf ihre Millionengehälter.

SRF-Sportredaktor Bernhard Schär weiss, wer worauf verzichtet.

Bernhard Schär

SRF-Sportredaktor

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Bernhard «Bernie» Schär ist seit rund drei Jahrzehnten als Sportredaktor, -reporter und -kommentator für Radio SRF tätig.

SRF News: Überrascht es Sie, dass einige Fussballer ihren Klubs in diesen schwierigen Zeiten finanziell entgegenkommen?

Bernhard Schär: Ich denke, das erwarten die Leute. Ich stelle mir sogar vor, dass selbst die eingefleischten Fans sich daran stören würden, wenn gewisse Stars weiterhin Millionen kassieren, während der Verein und auch viele Menschen ums Überleben kämpfen. Insofern lastet auch ein gewisser Druck auf den Fussballstars, sodass sie sich gezwungen fühlen, zu reagieren.

Welche Spieler verzichten nun konkret auf was? Haben Sie Beispiele?

Ein gutes Beispiel sind die Spieler des FC Barcelona. Sie verzichten vorübergehend auf 70 Prozent ihrer Löhne. Ein anderes gutes Beispiel ist Juventus Turin. Das ist die mit Abstand teuerste Mannschaft in Italien.

Juventus Turin spart mit diesen Massnahmen sage und schreibe 90 Millionen Euro.

Da verzichten die Spieler für vier Monate auf den ganzen Lohn. Beispielhaft ist in dem Zusammenhang auch Juve-Star Cristiano Ronaldo. Er hat sogar auf zehn Millionen Euro verzichtet. Das bedeutet, dass Juventus Turin mit diesen Massnahmen sage und schreibe 90 Millionen Euro spart.

Druck der Politik auf Premier League wächst

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Legende: Reuters

Ein Komitee des britischen Parlaments fordert Gehaltsreduktionen bei den Fussball-Profis der Premier League. Sollten die Spieler beziehungsweise deren Arbeitgeber diesem Ansinnen nicht nachkommen, könnten die betreffenden Vereine mit einer Strafsteuer belegt werden.

«Hoch bezahlte Fussballer könnten die schwerste Last tragen», sagte auch Sadiq Khan, Bürgermeister von London, gegenüber der BBC. «Sie sollten die ersten sein, die das tun – und, bei allem Respekt, ihr Gehalt opfern. Nicht die Leute, die das Stadionheft verkaufen oder das Catering machen.»

Gespräche zwischen der Premier League und der Spielergewerkschaft über eine Gehaltsreduktion waren am Mittwoch ergebnislos zu Ende gegangen.

Es gibt also Spieler, die den Klubs helfen. Es gibt aber auch Spieler, die anderen helfen, indem sie das Geld beispielsweise spenden...

Ja, zum Beispiel Marco Reus von Borussia Dortmund. Er hat 500'000 Euro zur Gründung einer Organisation gespendet, die lokale Kleinunternehmen finanziell unterstützen will. Oder Pep Guardiola, der Trainer von Manchester City: Er spendete eine Million für medizinisches Material. Oder auch Bayern-München-Star Javi Martínez: Er hat sein eigenes Fussballcamp in seinem Heimatland Spanien für medizinische Behandlungen zur Verfügung gestellt.

Das sind alles Beispiele aus dem Ausland. Was ist mit Schweizer Spielern?

In der Schweiz werden in der Super League nicht so hohe Saläre bezahlt wie in den anderen Topligen in Europa. Man hört allerdings bereits Statements, die finden, dass auch Schweizer Fussballspieler auf ihre Löhne verzichten sollten. Konkrete Zahlen dazu gibt es im Moment noch nicht. Aber vielleicht gilt ja auch hier das alte Sprichwort: «Tue Gutes und sprich nicht darüber.»

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News, 03.04.2020; 08.45 Uhr ; 

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