Frankreichs Präsident Emanuel Macron hat wenig Glück mit seinen Umweltministern. Vergangenen Sommer nahm der populäre Nicolas Hulot ohne Vorwarnung seinen Hut, weil er mit seiner Umweltpolitik in der Regierung zurückgepfiffen wurde.
Sein Nachfolger wurde François de Rugy, der vorher als Parlamentspräsident im Hôtel de Lassay residierte. Nun wird Minister de Rugy von seiner Vergangenheit eingeholt. Der Präsident der Nationalversammlung ist protokollarisch zwar nur die Nummer vier. Aber seine Residenz, das Hôtel de Lassay, ist eine der nobelsten Adressen in Paris.
«Ich mag weder Austern noch Champagner»
Seit dieser Woche weiss man auch, dass die Küche des Hôtel de Lassay erstklassig ist. Das Internetportal Mediapart recherchierte, wie François de Rugy als Parlamentspräsident seine Gäste verwöhnte. Und enthüllt: Der ehemalige grüne Abgeordnete, der zu Macrons «République en Marche» wechselte, möge es kulinarisch gerne Rot: Grosse Hummer und edle Tropfen aus dem Bordeaux.
Mindestens zwölf Dîners soll de Rugy mit Gästen, teilweise aus dem Freundeskreis, gegeben haben, schreibt Mediapart. Die Menus habe der Gastronomie-Betrieb des Hôtel de Lassay zusammengestellt, verteidigt sich de Rugy. Er stehe nicht auf teure Weine, sei allergisch gegen Meeresfrüchte – also auch auf Hummer: «Ich mag weder Austern, noch Champagner oder Kaviar.»
Hätte die Küche des Hôtel de Lassy günstige belegte Brötchen aufgetischt und dazu billigen Tischwein würde dies in der Kulinarik-Nation Frankreich wohl auch nicht goutiert.
Teure Renovation auf Staatskosten?
Auch de Rugys neuer Amtssitz im Umweltministerium ist Mediapart eine Geschichte wert. Das Internetportal berichtet über teure Renovationen in der Privatwohnung im Ministerium für über 60'000 Euro.
Wenn Politiker auf Staatskosten prassen, während das Volk den Gürtel enger schnallen muss, wird es heikel. Besonders seit Beginn der Protestbewegung «Gilet Jaunes». Dies fürchtet offenbar auch Regierungschef Edouard Philippe. Er zitierte den Umweltminister zu sich. Philippe drängt de Rugy vorerst nicht zum Rücktritt. Er hält sich an die Unschuldsvermutung und lässt die Vorwürfe untersuchen.
François de Rugy ist politisch angeschlagen. Und wie meist in solchen Fällen tauchen neue Geschichten auf. Etwa: De Rugy habe sich als Umweltminister informell mit Lobbyisten der Energiebranche getroffen und dafür gesorgt, dass dieses Arbeitsessen nicht auf seiner Agenda veröffentlicht wurde.
Klage wegen Verleumdung
Auch Mediapart legt nach: Der Minister habe an seinem Herkunftsort bei Nantes privat eine Zweitwohnung gemietet. In einer Liegenschaft, die mit Subventionen finanziert wurde und eigentlich für Mieter mit tiefen Einkommen und nur als Erstwohnsitz vorgesehen sei.
De Rugy bestreitet, davon gewusst zu haben. Nie in seinem Leben habe er von Subventionen für den sozialen Wohnungsbau profitiert, sagt er im Fernsehen – beinahe unter Tränen. Der Besitzer und die Agentur hätten ihn betrogen und nicht aufgeklärt, dass es eine Sozialwohnung sei.
Nun geht der Minister die Offensive: Das Internetportal verleumde ihn und wolle damit die ganze Regierung in ein schiefes Licht bringen, sagt de Rugy. Darum werde er die Medien, die Unwahrheiten über ihn verbreiteten, vor Gericht verklagen.