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Fabio Zgraggen: Malta verhindert Hilfe
Aus HeuteMorgen vom 04.07.2018.
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Malta stoppt Rettungsflüge «Die Sterberate von Menschen auf der Flucht hat zugenommen»

Private Helfer auf dem Mittelmeer haben es immer schwerer, Flüchtlinge zu retten. Nun entzieht Malta auch noch zivilen Rettungsflugzeugen die Flugbewilligung. Diese Meldung verschiedener Hilfsorganisationen bestätigt die maltesische Regierung gegenüber der Zeitung «Times of Malta». Rettungsflieger spüren in Seenot geratene Boote aus der Luft auf. Pilot Fabio Zgraggen von der «Humanitären Piloteninitiative» findet die neue Handhabung in Malta «höchst bedenklich».

Fabio Zgraggen

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Fabio Zgraggen ist Mitgründer der «Humanitären Piloteninitiative». Er ist Pilot, Gleitschirmfluglehrer und Grafikdesigner. Zgraggen fliegt mit einem Kleinflugzeug von Malta aus über das Mittelmeer. Er hält nach Menschen Ausschau, die mit ihrem Boot in Seenot geraten sind. Findet er solche, informiert er die Seenotrettung. Die Einsätze über dem Mittelmeer machen er und sein Team ehrenamtlich.

SRF News: Wie begründen die maltesischen Behörden das Flugverbot?

Fabio Zgraggen: Sie geben vor, dass wir eine Bewilligung für Such- und Rettungsflüge brauchen – was wir nicht so sehen.

Da ist bestimmt politischer Druck im Hintergrund.

Wir sind ein EASA-zertifiziertes Flugzeug, wir sind ausgebildete Piloten und wir sehen keine Rechtsgrundlage, wie uns die maltesischen Behörden am Boden behalten können.

Was die maltesischen Behörden machen ist also unrechtmässig?

Das ist korrekt. Bis zum heutigen Tag haben wir keine Fakten auf dem Tisch, welche gegen eine Operation sprechen. Zudem kennen wir die Argumente der maltesischen Behörden nicht wirklich. Sie sagen uns: Das geht nicht. Wir hören aber nicht, was der konkrete Vorwurf ist. Und wir warten bis heute auf eine Antwort und können darum nicht fliegen.

Wie erklären Sie sich den Schritt der maltesischen Behörden? Geht es darum, Flüchtlinge abzuschrecken?

Das ist schwer zu beurteilen, aber da ist bestimmt politischer Druck im Hintergrund, der die Behörden zu solchen Aktionen bringt.

Was bedeutet dies nun ganz konkret für Ihre Hilfe im Mittelmeer?

Konkret bedeutet das, dass zurzeit keine Rettungskapazitäten vor Ort sind – respektive nur eine so genannte libysche Küstenwache, die dieser Situation nicht gewachsen ist.

Für uns ist es sehr undurchsichtig, wer diese Entscheide trifft.

In den letzten Wochen hat man gesehen, wie das gelaufen ist: Man hat verschiedene Meldungen von Bootsunglücken bekommen. Letzten Freitag waren es 100, letzten Sonntag 63, gestern waren es 114 Personen, die auf der Flucht verstorben sind. Das ist ein direktes Resultat davon, dass diese Rettungsoperationen behindert werden.

Es besteht also die Gefahr, dass immer mehr Menschen im Mittelmeer ertrinken?

Das ist so, das wissen wir bereits heute. Man weiss beispielsweise, dass im Juni – im Vergleich zum letzten Jahr – halb so viele Flüchtlingsboote in Libyen abgelegt haben. Nichtsdestotrotz sind aber die Opferzahlen gleich hoch geblieben. Das lässt darauf schliessen, dass die Sterberate von Menschen auf der Flucht massiv zugenommen hat.

In der Vergangenheit haben Sie mit den italienischen und maltesischen Behörden zusammengearbeitet und diese bei der Rettung von Flüchtlingen unterstützt. Warum nun die Trendwende?

Darüber können wir leider nur spekulieren. Für uns ist es sehr undurchsichtig, wer diese Entscheide trifft. Wir können ganz klar sagen, dass sich das Klima im letzten Jahr verändert hat – vom einer relativ engen Zusammenarbeit zu dieser Blockade in den vergangenen Tagen.

Passt das ins Gesamtbild? Die Europäische Union setzt nun auf Grenzschutz.

Man kann sicher sagen, dass dies eine Wende in der europäischen Aussenpolitik ist. Wir wollen uns dazu aber nicht äussern, wir sind in der Rettung tätig. Wir wollen Menschenleben retten und können dazu Stellung nehmen, was wir jeden Tag sehen und was die Auswirkungen davon sind. Die aktuelle Gangweise finden wir natürlich höchst bedenklich.

Das Gespräch führte Romana Costa.

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