Seit 2007 schreibt Marcello Foa einen Blog : fleissig, leidenschaftlich, pointiert. Darum weiss man ziemlich genau, wie er tickt: Auf seinem Blog feiert der in Mailand geborene und im Tessin aufgewachsene Foa die Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien. Er wettert gegen Merkel und Macron oder wirft Schwulen und Lesben vor, mit ihrer Propaganda – der sogenannten «Gendertheorie» – die «normal-natürliche Familie» zu untergraben.
Und in diesem Frühjahr forderte Marcello Foa sogar Staatspräsident Sergio Mattarella per Facebook dazu auf, Italien in eine Diktatur umzuwandeln. Dies, weil der Staatspräsident einen Politiker, der Foa sympathisch ist, nicht zum Minister ernannte.
Vom «Corriere del Ticino» zur grossen RAI
Damit positioniert sich Foa, der keiner Partei angehört, als Rechts-Konservativer, der schnell mal zum publizistischen Zweihänder greift und noch eins draufgibt. Wichtig ist das alles, weil Foa ab sofort sehr viel Macht hat. Anstatt der rund 300 Mitarbeiter, die er bisher beim «Corriere del Ticino» in Lugano leitete, dirigiert er nun in Rom die 13'000 Angestellten der RAI.
Zwar ist Italien ein grosses Tummelfeld für private Radio- und Fernsehsender. Doch bei der Information hat die RAI mit ihren drei abendlichen Tagesschau-Sendungen noch immer viel Einfluss. Und genau da kann Foa eingreifen: Er wird sämtliche Chefredaktoren neu ernennen.
Nun wird sich weisen, ob Foa nur auf seinem Blog ein Heisssporn war, und ob es ihm gelingt, als Chef der RAI konstruktiv und ausgewogen vorzugehen. Die Macht, genau das Gegenteil zu tun, hätte er. Auch darum musste er bei seiner Wahl durch das Kontrollgremium der RAI eine Zweidrittelmehrheit hinter sich bringen. Ende Juli war Foa noch an dieser Hürde gescheitert.
Berlusconis Unterstützung hat einen Preis
Seither haben sich die Populisten in Rom einen Verbündeten und so zusätzliche Stimmen geangelt – jene von Silvio Berlusconis Forza Italia.
Ein pikantes Manöver, denn es ist wenig wahrscheinlich, dass Berlusconi seine Stimmen für Foa gratis abgegeben hat. Berlusconi ist derzeit weit weg von der Macht, möchte aber trotzdem sein privates Medienimperium gegen Angriffe absichern. Insbesondere die Fünfsterne-Bewegung hatte im Wahlkampf versprochen, offensiv gegen Berlusconis Medienmacht vorzugehen und den Berlusconi-Medien zum Beispiel die Werbezeit zu beschneiden.
Interessant ist nun, ob die Bewegung dabei bleibt, oder ob die Stimmen Berlusconis für Marcello Foa eben doch ihren Preis hatten.