Konzentriert hält Fanny Ou den roten Stoff unter die Nadel der alten Nähmaschine. Ou näht die Ränder einer Gesichtsmaske zusammen. Das Motiv der roten Maske sind japanische Kimono. Daneben liegt eine bereits fertige Maske, knallgelb mit der Comicfigur Snoopie.
Fünf Minuten habe sie pro Maske, sagt die Näherin, die für den Verein «The Women's Clothes» arbeitet. Die Kollegin neben ihr schneidet gerade einen Stoff mit gelben Entchen zurecht.
Mit farbigen Masken gegen die Sorgen
«Wir bieten Online rund 40 Muster an. Die Kundinnen und Kunden können eines auswählen, das ihnen gefällt», erklärt Wing Tang. Sie zeigt auf die Muster an der Wand. Auf Tangs eigener Maske prangen unzählige Orangen.
Dabei handle es sich um ihre Lieblingsmaske. «Ich mag diese Farbe.» In der Viruskrise würden sich viele Menschen Sorgen machen, fährt Tang fort. Die Masken stünden dabei für die derzeit herrschende Nervosität. «Mehr Farbe durch bunte Masken sorgt in dieser schwierigen Zeit für etwas Freude», ist die Näherin überzeugt.
In normalen Zeiten stellt der Verein Kleider aus Secondhand-Stoffen her. Gegründet hat ihn Rico Chan vor zehn Jahren. Jetzt, in der Viruskrise, habe sie sich neu orientiert, sagt sie. «Wir dachten, wir könnten doch auch Masken herstellen und sie an jene verteilen, die sich schützen wollen, aber kaum an Masken kommen.»
Gratismasken für arme Hongkonger
Ältere und ärmere Hongkongerinnen und Hongkonger erhalten die von den Vereinsmitgliedern hergestellten Masken gratis. Alle anderen müssen dafür bezahlen – umgerechnet rund sechs Franken. Sie erhalten dafür eine Maske mit dem gewünschten Design. Auch können die Kunden die Stoffmasken mehrmals nutzen – sie müssen nur den Filter in der Maske austauschen.
Bisher hat der Verein 4000 Masken hergestellt. Ans Aufhören denken die Frauen nicht. Solange die Krise anhält, wollen sie weiter nähen.