Das Wichtigste in Kürze
- Bei Kämpfen zwischen Häftlingen kamen in Brasilien mindestens 26 Insassen ums Leben.
- Es handelt sich dabei um Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Drogenbanden.
- In den völlig überfüllten brasilianischen Gefängnissen starben dieses Jahr bereits über hundert Menschen.
Im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Norte kamen rund 30 Häftlinge ums Leben. Dies teilte ein leitender Polizeiermittler nach einem Besuch im Alcaçuz-Gefängnis mit. Die Auseinandersetzungen vermutlich zwischen Mitgliedern rivalisierender Drogenbanden hatten am Samstagabend begonnen.
Das Ministerium für öffentliche Sicherheit teilte am Sonntag mit, dass das Gefängnis nach 14-stündigen Auseinandersetzungen wieder unter Kontrolle der Sicherheitskräfte sei. Kein Häftling sei aus der Strafanstalt nahe Natal, der Hauptstadt des Bundesstaats, entkommen.
Drogenkrieg hinter Gitter
Bei den Kämpfen zwischen der Gang «Primeiro Comando da Capital» und dem «Sindicato do Norte» sind mindestens drei Menschen enthauptet worden. «Wir konnten ihre Köpfe sehen», sagte Zemilton Silva von der Gefängnisverwaltung des Bundesstaats. Die Haftanstalt Alcaçuz mit 620 Plätzen beherbergt derzeit 1083 Gefangene.
Im Moment ist es unmöglich einzuschreiten. Alle sind drinnen, bewegen sich frei und sind bewaffnet.
Die Kämpfe brachen aus, als Mitglieder einer Bande in den Bereich einer anderen eindrangen. Die Militärpolizei sicherte am Samstag zunächst das Aussengelände des Gefängnisses. «Im Moment ist es unmöglich einzuschreiten. Alle sind drinnen, bewegen sich frei und sind bewaffnet. Unsere Aufgabe ist es jetzt, zu verhindern, dass sie fliehen», sagte ein Polizeioffizier der Zeitung «O Globo».
Masslos überfüllte Gefägnisse
In den zwei Wochen seit Anfang dieses Jahres kamen bei Kämpfen in brasilianischen Gefängnissen schon mehr als 100 Menschen ums Leben. Kriminelle Banden ringen um die Kontrolle des Drogenhandels.
Zudem sind die Haftanstalten extrem überfüllt. Nach Angaben des Justizministeriums sitzen 622'000 Häftlinge in Gefängnissen mit einer Gesamtkapazität von nur 372'000 Plätzen ein.
In den Einrichtungen gibt es keine Kontrolle.
Zahlreiche Gefängnisse werden de facto von kriminellen Organisationen verwaltet. «In den Einrichtungen gibt es keine Kontrolle», sagte der Regionaldirektor von Human Rights Watch, Daniel Wilkinson. «Das hat in der Vergangenheit zu Gewalt geführt und wird weiter zu Gewalt führen.»